DONNAS

Spend The Night

Die DONNAS aus der Bay Area waren ein unterhaltsames Phänomen der späten Neunziger: Zu Beginn produziert von Darin Raffaelli (SUPERCHARGER), entsprachen sie (bewusst) dem Klischee der All-Girl-Highschool-Band, inszenierten sich mit Hilfe ihres Produzenten und (anfangs) Songwriters als Mischung aus RUNAWAYS und RAMONES.

Nach dem Debüt von 1997 auf Raffaellis Superteem-Label wechselten sie zu Lookout! Records, wurden von Molly Neuman (von der Riot Grrrl-Legende BRATMOBILE und damals mit Lookout!-Boss Chris verheiratet) gemanaget und veröffentlichten dort die exzellenten Alben „American Teenage Rock’n’Roll Machine“ (1998), „Get Skintight“ (1999) und „The Donnas Turn 21“ (2001).

Mit denen konnten sie zu einer Zeit, als glammiger Rock à la TURBONEGRO und GLUECIFER hoch im Kurs stand, auch in Europa ordentlich punkten. Von ihrem väterlich-dominanten Entdecker Raffaelli hatten sie sich mit Erreichen der Volljährigkeit emanzipiert, schrieben eigene Songs und lieferten unterhaltsame Shows ab.

Als sie dann zum Major Warner wechselten, wo „Spend The Night“ 2002 (USA) beziehungsweise 2003 (Europa) erschien, waren die Sorgen berechtigt, dass die Band in die Mühlen der Majorlabel-Verwertungsmaschine gerät, das Album zu glatt und kommerziell gerät.

Das trat nicht ein, ich schrieb in Ox #50: „Keine Überproduktion, kein Versuch, die Band zu verbiegen und was aus ihnen zu machen, was sie nicht sind. Ehrlich gesagt kann ich keinen wirklichen Unterschied zu ,Get Skintight‘ und ,Turn 21‘ feststellen, außer natürlich, dass der Sound schon ein gutes Stück fetter und tighter geworden ist.

[...] die DONNAS sind noch weiter weg vom simpel-ramonesken Punkrock der Frühphase und jetzt mehr denn je straighte Rockband in bester RUNAWAYS-Tradition – was ja auch immer schon irgendwie der Masterplan war.“ Mit „Bitchin’“ veröffentlichten die DONNAS zuletzt 2007 ein Album, 2012 gab es mal Gerüchte über ein neues, doch seitdem ist es ruhig geworden – offiziell aufgelöst ist die Band aber nicht.

Cherry Red hat nun „Spend The Night“ neu aufgelegt, angereichert um ein paar Bonustracks, und die Scheibe läuft so gut und frisch durch, dass jedem die Wieder- oder nachträgliche Entdeckung ans Herz gelegt sei.

Mit ausführlichen Linernotes im Booklet.