GHOSTS OF LOVERS

s/t

Was waren das noch für Zeiten, als man das Foto einer Band gesehen hat und sofort wusste: Diese Jungs lieben Rüschenhemden, Stöckelschuhe und die LORDS OF THE NEW CHURCH. Es war nicht damit zu rechnen, von solchen Jungs plötzlich Screamo in die Hirnwindungen gesemmelt zu bekommen, die Fronten waren geklärt.

Bahnhof Zoo, Bowery, Bowie, hier ein kleiner Schrein für Lou Reed, dort eine Schlachtplatte mit Opfergaben für Iggy und Johnny Thunders, bis zur Socke eingehüllt in lilafarbenen Samt und Leder.

Außer einer Flexi mit dem Song „Iona“, die 1991 dem Submerge-Fanzine beilag, veröffentlichten die GHOSTS OF LOVERS aus London keinen einzigen Tonträger, bevor das alte Spiel der musikalischen Differenzen sie schließlich endgültig in die Mottenkiste verbannte.

Die elf Studiosongs und vier Live-Tracks zeigen, dass es so nicht hätte kommen müssen. Die Vielfalt der Band ist weitaus größer als die vergleichbarer Hairspray-Rocker der Zeit, gerade die genannten Bowie und Reed stehen den ruhigeren Songs immer wieder als treue Taufpaten zur Seite, wobei man sich manchen ausufernden Moment in diesem Rahmen hätte schenken sollen.

Songs mit sieben Minuten Dauer mögen im Progrock noch zu den krassen Nummern gehören, doch schon die NEW YORK DOLLS wussten, dass derartig unnütz aufgeblähter Pomp für die Tonne ist.