MARIONETTES

Memories 1978-78

Die MARIONETZ waren eine von Münchens ersten Punkbands, hatten Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger den Status einer der wichtigsten süddeutschen Punk/Wave-Bands, und noch bevor DIE ÄRZTE und DIE TOTEN HOSEN so recht den Arsch hochbekommen hatten, war schon ihr Meilenstein in Sachen „spaßorientierten Punkrocks“ auf dem Markt und „Jetzt knallts“, 1981 erschienen, verkaufte sich erstaunlich gut – so gut, dass für die zweite LP „Vierzehn“ (1984) sogar ein Majordeal klargemacht werden konnte.

Ab da ging’s dann auf und ab, Auflösung, Reunion, Rereleases, etc. folgten. Vergessen wird dabei gerne, dass es auch noch eine Vorgeschichte gibt, nämlich die MARIONETTES, die sich 1978 zusammenfanden (nicht mit der gleichnamigen UK-Band aus den Neunzigern zu verwechseln) und aus denen nach dem Ende der Band 1979 mit deren Hauptmitgliedern Sigi Pop (Bass, Vocals) und Günther B.

(Gitarre) die MARIONETZ hervorgingen. Im Gegensatz zu denen waren die MARIONETTES mit dem Halb-Amerikaner Thommy Davis als Sänger und englischen Texten musikalisch ganz anders ausgerichtet, orientierten sich eher am britischen Post-Punk beziehungsweise dem, was WIRE oder ULTRAVOX nach ihren frühen „typischen“ Punk-Wutausbrüchen an neuen Wegen gingen.

Spannend, was die Münchener Punk-Urgesteine da an spannender, neuer Musik produzierten – dazu passt, dass Danny Fichelscher von AMON DÜÜL 2 in der Schlussphase hier trommelt. Fast könnte man sagen, dass MARIONETZ ein Schritt zurück waren, denn die innovativere, progressivere Musik machten die Vorgänger – „Was kann ich tun“ ist sogar ein Song mit Hit-Charakter.

Sigi Pop veröffentlichte diese Zusammenstellung mit neu abgemischten alten Aufnahmen, die seinerzeit nie veröffentlicht worden waren, bereits 2014 in Form dieser LP mit Posterbeilage und umfangreichem Booklet mit Fotos, Bandgeschichte und so weiter.

Zuvor war nur 1993 mal eine 7“ auf Incognito erschienen. Ein musikalisches reizvolles Tondokument aus einer Zeit, in der innovative Musik in Deutschland nach allgemeiner Geschichtsschreibung angeblich nur in Hamburg, Berlin und Düsseldorf gemacht wurde.