SLOWCOACHES

Nothing Gives

Als „skrunk pop and slack metal trio“ werden SLOWCOACHES von ihrem Label verkauft, und ich frage mich, ob der, der das geschrieben hat, auch die RAMONES als Metalband verkauft hätte. Selten habe ich eine unpassendere Beschreibung gelesen– Metal ist hier nichts, und Pop, okay, die Melodien.

Angeblich stammt der Terminus „slack metal“ sogar von der Band selbst, doch daran, dass man so auf eine falsche Fährte gelockt wird, ändert das nichts. Und das wäre schäde, denn „Nothing Gives“, das erste Album (Discogs listet seit 2012 vier 7“s) des aus Heather Perkins (bass, vocals), Matty Dixon (guitar, vocals) und Liam O’Neill (drums, vocals) bestehenden Londoner Trios ist wie ein Windböe, wie eine Welle, die einen völlig unerwartet erwischt und mitreißt.

„Was zur Hölle ist das?“, dachte ich noch, und schon hatten sie mich. Wundervoll süße, aber melancholische Zuckermelodien treffen auf straighte Punk-Songs, die lakonisch durchballern und von solifreiem Bass- und Gitarrendröhnen vorangepeitscht werden.

SLOWCOACHES, das ist live, da bin ich sicher, die Art von Band, die ohne Pause durchspielt, damit nur ja keiner zum Luftholen kommt – die RAMONES lassen grüßen. LOST CHEREES treffen auf LEATHERFACE, und wenn ich LEATHERFACE schreibe, dann meine ich auch LEATHERFACE – mit kaum einem anderen Vergleich muss man vorsichtiger und sparsamer umgehen, steht diese Ehre doch nur wenigen zu.

Heathers Stimme ist nicht so reibeisig wie die von Frankie Stubbs, erinnert mit ihrem dunklen Timbre eher an Kim von den MUFFS und damit passen SLOWCOACHES ins Beuteschema aller, die „girl-fronted“ Punkbands lieben.

Grandioses Debüt, zwölf Songs stark.