TAD

God’s Balls / Salt Lick / 8-Way Santa

Im Interview in der letzten Ox-Ausgabe gab der frühere TAD-Frontmann Tad Doyle, der sich mit seiner aktuellen Band BROTHERS OF THE SONIC CLOTH inzwischen im Doom-Metal-Bereich bewegt, zu Protokoll, dass er mit dem Kapitel Grunge, zu deren herausragenden Vertretern TAD gehörten, inzwischen abgeschlossen hat, blickte aber dennoch mit einem gewissen Stolz auf diese Zeit zurück.

Interessant war in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob TAD vielleicht sogar die besseren NIRVANA waren. Aber da das Musikgeschäft von Zufällen geprägt ist und Erfolg nur bedingt planbar, blieben TAD ein langsam, aber sicher in Vergessenheit geratender Geheimtipp, während NIRVANA zur Geldmaschine und Kultband wurden, nicht zuletzt durch den Selbstmord von Kurt Cobain.

Dabei gibt es sogar starke Parallelen bei der Entwicklung beider Bands, die auch zusammen auftraten. Das NIRVANA-Debütalbum „Bleach“ erschien ähnlich wie der TAD-Erstling „God’s Balls“ 1989 auf Seattles legendärem Label Sub Pop.

Anfang der Neunziger landeten beide Bands dann bei einem Major – TAD allerdings erst zwei Jahre später mit „Inhaler“ (auf Giant Records, hinter denen Warner steckte), die auch nicht mehr wirklich kommerziell vom Grunge- und NIRVANA-Hype profitieren konnten.

An den musikalischen Qualitäten von TAD lag es sicherlich nicht, denn selbst deren finales, alles andere als kommerziell glattgebügeltes, wuchtiges Werk „Infrared Riding Hood“ von 1995 ist immer noch sehr gut anhörbar, im Gegensatz zu vielen anderen Alternative-Rock-Acts dieser Zeit.

Gewisse melodische Momente hatten sich bereits auf „8-Way Santa“ eingeschlichen, der letzten Platte für Sub Pop von 1991 (dem Jahr von „Nevermind“), was aber eher ein Zugewinn für die grundsätzliche druckvoll pumpende Heavyness von TAD war.

Denn wie NIRVANA auf „Bleach“ waren auch TAD auf „God’s Balls“ noch ein ziemlich ungeschliffener Brocken, bei dem vor allem die durchgängige, von Hardrock geprägte Brachialität des Sounds Eindruck hinterließ und weniger die einzelnen Songs.

Das gilt auch für die 1990 auf Sub Pop erschienene EP „Salt Lick“, die trotz reichlich Wut und Energie etwas konturlos blieb. Insofern dürfte das wahre Meisterwerk von TAD „8-Way Santa“ von 1991 sein, ein interessanter Gegenentwurf zu „Nevermind“, auf dem kantige Hits wie „Jinx“ enthalten waren.

Insgesamt lässt sich das Schaffen von Tad Doyle gut mit dem Satz „Heavy sound from a heavy man“ umschreiben, der bis heute Bestand hat. Davon kann man sich jetzt noch mal durch die CD- und Vinyl-Rereleases von „God’s Balls“, „Salt Lick“ und „8-Way Santa“ auf Sub Pop ein Bild machen, die vor allem durch die zahlreichen zusätzlichen raren Single- und Compilation-Tracks massiv aufgewertet werden, die aber idiotischerweise nirgendwo auf den Veröffentlichungen verzeichnet und bei der Vinyl-Variante nur per Download abrufbar sind.