SCHOTTENDISCO

David F. Ross

Erwachsen werden in einer schottischen Kleinstadt muss zu Beginn der vom Thatcherismus verseuchten Achtziger kein Zuckerschlecken gewesen sein. Alk, Sex, Musik und Kloppereien waren für viele oft die einzigen Mittel der Wahl.

Zwei Jungs aus Kilmarnock südwestlich von Glasgow suchen Perspektiven abseits der üblichen Raster. Die zündende Idee: ein mobiles Disco-Sound-System gründen, um Partys zu beschallen. Das natürlich mit dem nötigen Idealismus, „Kein Chris de Burgh.

Keine GOOMBAY DANCE BAND. Keine scheiß A FLOCK OF SEAGULLS“, das steht fest. Stattdessen legt Joey, der Punk, natürlich CLASH und SPECIALS auf, Bobby liebt JAM, SECRET AFFAIR und Northern Soul.

So erhält das Unternehmen den smarten Namen „Heatwave“, nach dem MARTHA & THE VANDELLAS-Song gleichen Namens. Bald schon gibt es Ärger im Revier, denn das Disco-Business ist fest in Fet Franny Duncans Hand.

Da bahnt sich ein Krieg der DJs an, denn Franny will natürlich seine Marktanteile behalten. Bobby ist da nicht so idealistisch, Mädchen abzuschleppen ist für ihn noch eher der erste Zweck des Unternehmens.

Die ersten Aufträge rollen an ... Mit feinem Gespür für Situationskomik und Alltagstristesse schildert Ross, 1964 in Glasgow geboren, den turbulenten Kampf um Gigs und Chicks. Apropos Kampf: „Schottendisco“ greift nebenbei noch die schrecklichen Entwicklungen im spätimperialistischen UK auf, denn Bobbys Bruder Gary wird zum Kampfeinsatz auf die Falkland-Inseln abkommandiert.

Mit zeitgenössischen Pressezitaten und Ausschnitten aus Thatchers eiskalten Hasspredigten gespickt bietet das Buch neben einer feinen Millieustudie auch einen zeitgeschichtlichen Nebenstrang über eines der düstersten Kapitel der Achtziger.