WER MALEN WILL, MUSS METAL SEIN

Renatus Töpke, Martin Hoffmann

Zentangle-Malbücher. Der Trend greift um sich. Ökohipster- und Selbstverwirklichungs-Zeitschriften wie der Flow liegen ja bereits regelmäßig kleine Ausmalheftchen bei. Meditation ohne meditieren, zur vollkommenen Tiefenentspannung.

Klar, dass auch ein Metalhead sein Karma pflegen muss. Aber welcher harte Kerl malt schon gerne schnöde geometrische Muster aus, die sich zu Blümchen und Sternchen zusammensetzen? Zum Glück hat der Reiffer-Verlag dieses Problem erkannt und stößt genau in die Lücke.

Als Metal dürfte die überwiegende Mehrheit der hier berücksichtigten Cover nur, um mal ganz tief in die Klischeekiste zu greifen, für Maschinenbaustudenten (wahlweise auch BWL, VWL, Informatik, Pädagogik, etc.) in TOTO- oder SCORPIONS-T-Shirts und Jeanskutten, die einmal im Jahr auf dem Wacken so richtig die Sau rauslassen, durchgehen.

DIE ÄRZTE? MARILLION? Die Auswahl ist hoffentlich ironisch gemeint. Das Wort „Rock“ im Untertitel trifft es da schon eher. Für Kinder an der Schwelle zum Teenageralter ganz nett. Für oben genannte Gruppe vielleicht auch noch.

Schon erstaunlich bis erschreckend, wie schnell das Zentangle-Phänomen von Verlagen und Schreibwarenherstellern vereinnahmt und kommerzialisiert wurde. Denn diese ganzen Ausmalbücher lassen komplett außer Acht, dass der Ausgangsgedanke von Zentangle eigentlich darin liegt, selbst etwas zu gestalten.

Nur mit einem Blatt Papier und einem Stift. Und mit selbst gewählten Formen und Motiven macht das sicherlich auch mehr Spaß als – nur so als Beispiel – beim Ausmalen des „Blazon Stone“-Coverartworks von RUNNING WILD.

D.I.Y. or die!