CHROME

The Chronicles I & II / Box II 1983-1995

Das Schaffen der 1975 in San Francisco gegründeten Post-Punk-Band CHROME lässt sich in drei Phasen unterteilen: die Frühphase, der das 1976er Debüt „The Visitation“ entstammt und bei der Damon Edge noch ohne seinen späteren Mistreiter Helios Creed zugange war, dann die zweite Phase, die im gleichen Jahr mit dem Einstieg von Gitarrist Creed begann und die nach Meinung vieler die besten und wichtigsten CHROME-Platten hervorbrachte.

Diese Phase endete mit Edges Umzug nach Paris 1983, er und Creed gingen fortan getrennte Wege, letzterer begann eine Solokarriere. Edge machte mit einem europäischen Label weiter, Dossier Records, was ihm gerade hierzulande zu recht großer Bekanntheit in Undergroundkreisen verschaffte.

Diese CHROME-Ära endete mit Edges Tod 1995, und fortan übernahm Helios Creed wieder das Steuer, veröffentlicht seitdem Alben als CHROME. Auf Cleopatra ist nun zum einen „The Chronicles I & II“ als Einzel-CD erschienen, die wohl letzten gemeinsamen Aufnahmen von Edge und Creed aus dem Jahre 1982, die im selben Jahr als Teil der 5-LP-„Chrome Box“ erschienen und später in Frankreich auch mal als „Raining Milk“-Album neu aufgelegt wurden.

Zum anderen kommt vom kalifornischen Punk- und Goth-Spezialisten die 11-CD-Box „Box II 1983-1995“, in der sich, jeweils in eigener Stecktasche im Design des originalen LP-Covers, die Alben „Into The Eyes Of The Zombie King“ (1984), „The Lyon Concert“ (1985), „Another World“ (1985), „Eternity“ (1986), „Dreaming In Sequence“ (1986), „Live In Germany“ (1987), „Alien Soundtracks II“ (1988), „Liquid Forest“ (1990), „Mission Of The Entranced“ (1990), „One Million Eyes“ (1991) und „The Clairaudient Syndrome“ (1994) finden.

Mit Creeds Abgang hatte sich der Sound der Band logischerweise deutlich verändert – dessen charakteristischer Gitarrenklang kam Edges Projekt abhanden, die Musik wurde elektronischer, es blieb der eigenwillige Gesang.

Dennoch, für mich sind beide Phasen der Band gleichwertig – ein Vergleich macht so viel Sinn wie jener zwischen Äpfeln und Birnen. Geschuldet sein mag das der Tatsache, dass speziell „Another World“ von 1985 für mich ein ewiges Lieblingsalbum ist, das mir unlöschbar ins Gehirn gebrannt ist und das damals im Vergleich zu der Musik, die ich sonst hörte, völlig fremdartig klang.

„And if you come around“ ist mein Überhit, „I found out today“ grandios, „Our good dreams“ nah dran an SUICIDE, „Moon glow“ ein weiterer Killer-Track. Und auch was danach kam war nie ein Ausfall, wenn auch – manchmal ist weniger eben mehr – der Output bis Ende der Achtziger schon recht üppig war.

Die Ausstattung der einzelnen CDs ist zwar spartanisch, das umfangreiche Booklet mit ausführlichen Linernotes macht das aber wieder wett. Ein essentieller Release.