NOTWIST

Superheroes, Ghostvillains + Stuff

Wer wie ich nicht zu den glühendsten Verehrern der letzten beiden Studioplatten von THE NOTWIST gehört, „The Devil, You + Me“ von 2008 und „Close To The Glass“ von 2014, wird die Ankündigung eines Ende 2015 in Leipzig aufgenommenen Live-Albums, bei dem die Hälfte der insgesamt 16 Stücke von eben diesen beiden Platten stammen, eher mit einem Achselzucken quittieren.

Allerdings kann die Weilheimer Band um die beiden Brüder Markus und Micha Acher zumindest bei mir damit deutlich Credibility zurückgewinnen. Was bei den Studioaufnahmen oftmals zu steril und verkrampft klang, entfaltet auf der Bühne erst so richtig seine angepeilte Vielschichtigkeit.

Genau genommen ist es das als Indietronics bezeichnete Zusammenspiel zwischen Electronica und Indierock, das THE NOTWIST auf ihrem 2002er-Album „Neon Golden“ (das hier gleich mit sieben Stücken vertreten ist) das erste Mal stimmig und kunstvoll umsetzen konnten.

Dadurch wird aus „Superheroes, Ghostvillains + Stuff“ mehr als nur eine weitere durchwachsene Live-Platte, sondern ein deutlicher Ausdruck der Qualitäten der Weilheimer, die hier in einer Schnittmenge aus Pop, Noiserock und Techno-Anklängen einen individuellen, extrem charakteristischen und mitreißenden Sound geschaffen haben, der live erstaunlicherweise besser als im Studio zu funktionieren scheint.