T.S.O.L.

The Trigger Complex

Die 1978 gegründeten T.S.O.L. – kurz für True Sounds of Liberty – aus Long Beach veröffentlichten nach ihrem legendären 1981er „Dance With Me“-Album (Frontier Records) 1982 den zweiten Longplayer „Beneath The Shadows“ auf Alternative Tentacles und entwickelten sich damit in Richtung dunklerer Goth-Klänge, doch dann begann es zu kriseln und die Gründungsmitglieder Jack Grisham und Todd Barnes verließen die Band.

Ron Emory und Mike Roche machten mit Joe Wood als neuem Sänger und Mitch Dean als Drummer weiter und veröffentlichten 1984 auf Enigma mit „Change Today?“ ein Album, das für lange Zeit der letzte brauchbare Release unter dem Namen T.S.O.L.

war. Es folgten zig Besetzungswechsel, es wurde immer mehr Rock und schließlich Metal, und irgendwann war kein Originalmitglied mehr in der Band. Der Tiefpunkt war dann in den Neunzigern erreicht, als die Typen, die unter dem Namen T.S.O.L.

auftraten, Grisham und anderen Urmitgliedern untersagen ließen, unter dem Namen T.S.O.L. Konzerte zu spielen. Ende der Neunziger hatten Grisham und Co. den Namen zurück, und seitdem sind die echten (Punk-)T.S.O.L.

in der Kernbesetzung mit Jack Grisham, Ron Emory und Mike Roche wieder aktiv. Mit „Disappear“ erschien 2001 auf Nitro Records (das Label von Dexter Holland von THE OFFSPRING) das erste neue Album der alten, echten T.S.O.L., 2003 folgte wieder über Nitro „Divided We Stand“ und nach längerer Pause 2009 „Life, Liberty & The Pursuit Of Free Downloads“, von dem aber kaum jemand Notiz nahm, erschien es doch zunächst nur als Download als Marketing-Gag der Surf-Modefirma Hurley und kurz darauf nur als Picture-12“ auf dem kleinen DC Jam-Label.

Mit „The Trigger Complex“ sind Grisham, Emory und Co. nun auf Rise Records gelandet, das zwar zum Major BMG gehört, dessen Gründer und Betreiber zwar eine Menge redundanten Metalcore rausbringen, aber zwischendurch ihr Privatvergnügen Punkrock ausleben und Bands wie 7 SECONDS, BOUNCING SOULS, HOT WATER MUSIC oder eben T.S.O.L.

veröffentlichen. Mit „The Trigger Complex“ klingen T.S.O.L. erstaunlicherweise so, als habe Grisham seine famose Neunziger-Band JOYKILLER wiederbelebt, wobei das tatsächlich der Fall ist: 2015 kam 18 Jahre nach dem letzten Album „Three“ mit „Music For Break-Ups“ auch ein neuer Longplayer jener Band, bei der Grisham seinen Popgelüsten freien Lauf ließ.

Wer bei T.S.O.L. 2017 auf einen Widerhall von „Dance With Me“ und „Beneath The Shadows“ hofft, wird leider enttäuscht sein. T.S.O.L. knüpfen auf dem neuen Longplayer direkt an den super eingängigen Powerpop-Punk der drei THE JOYKILLER-Alben an, mit reichlich Piano und Orgel, mit Jacks markanten, dramatischen Gesangsstil und keiner Angst, auch mal ins fast schon balladeske Terrain abzugleiten, siehe „Don’t you want me“.

Extrem gut: Der Opener „Give me more“ und „Wild life“.