T.C. Boyle

DIE TERRANAUTEN

T.C. Boyle versteht sich von jeher darauf, gesellschaftliche Fragen in smarte Romane zu packen, wobei man bei ihm zwei Arten von Büchern unterscheiden muss: jene, in denen er Biographien eigenwilliger, nun, Entdecker (Mungo Park, John Harvey Kellog, Alfred Charles Kinsey, Frank Lloyd Wright) mehr oder weniger frei nacherzählt, und solche, in denen er, pauschalisiert gesagt, moderne, liberale Menschen in Situationen bringt, in denen sie an ihre Grenzen geraten, körperlich und vor allem ihre Überzeugungen betreffend.

In „The Terranauts“ steckt er vier Frauen und vier Männer in eine künstliche Welt, eine Art Riesengewächshaus, mitten in der Wüste von Arizona. Zwei Jahre sollen sie dort, von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen, autark überleben, sowohl was Wasser, Luft, Nahrungsmittel betrifft, wie auch als Gruppe.

Boyle hat sich für dieses Künstliche Welt-Szenario das in den Jahren 1991 bis 1994 laufende (und gescheiterte) Biosphere 2-Experiment des Öl-Milliardärs Edward Bass zum Vorbild genommen, vermischt also die beiden eingangs unterschiedenen Textgattungen.

Das Thema autarken Lebens ist heute, da ernsthaft über Marsmissionen nachgedacht wird, aktueller denn je – und „Die Terranauten“ lässt erahnen, welche Schwierigkeiten bei solch einer Mission drohen, wie riskant so ein Projekt ist, wie unwahrscheinlich sein Erfolg – rein technisch gesehen, aber auch menschlich.

Eine Antarktis-Station wirkt dem gegenüber fast wie ein Urlaubsresort. Interessant sind wie immer bei Boyle die Personen, etwa der kreative wie diktatorische Kopf des Ganzen, der an Steve Jobs erinnert, wie auch das Setting am Übergang zum Internetzeitalter.

Sicher nicht Boyles stärkstes Buch, aber lesenswert.