Guido Crepax

VALENTINA UNDERGROUND

Im zweiten Band der „Valentina“-Gesamtausgabe schöpft die Protagonistin die Wonnen der Sechziger voll aus: knappe Röckchen, tiefe Ausschnitte, dickes Make-up, freie Liebe, SM-Spielchen. Zwar siedelt ihr Schöpfer, der italienische Architekt Guido Crepax, allzu anstößige Inhalte in Traumsequenzen an, an ihrer Freizügigkeit ändert das allerdings nichts.

Viel nackte Haut, selbstredend 90-60-90. Na ja, Superman sieht ja schließlich auch nicht aus wie ein Klops. Allerdings bekommt man auch nie seine Genitalien zu sehen ... Dennoch ist Valentina nicht als reines Sexpüppchen konstruiert, sondern als selbstbewusste, intelligente Wissenschaftlerin.

Die ideale Superheldin eben. Wenn da mal nicht Crepax’ Frau Luisa die Finger im Spiel hatte, die neben der Stummfilmdiva Louise Brooks als Vorbild für die Figur gilt. Die Handlung schwankt je nach Episode zwischen Detektivgeschichte, Agententhriller und Science-Fiction-Abenteuer mit exotischen Orten und fremden Völkern.

Auch die psychedelischen Panels atmen den Geist ihrer Entstehungszeit, brechen aber rotzfrech mit den gängigen Regeln der Panelkonstruktion und gleichen in ihrem Aufbau eher filmischen Scheidetechniken denn dem klassischen Comiclayout.

Detailreichtum steht da manchmal direkt neben minimalistischer Reduktion. Frech dürfte auch ein Adjektiv sein, das der ehemalige Herausgeber des italienischen Comicmagazins Linus (in dem auch „Valentina“ erschien), Oreste del Buono, Guido Crepax ohne Umschweife zuschreiben würde.

Darauf lässt jedenfalls sein feuriges Vorwort schließen. Schön aufgemachtes Zeitdokument mit fünf Abenteuern der Heldin. Große Besonderheit übrigens: Valentina altert, absolut comicuntypisch, mit dem Voranschreiten der Reihe.