HARTE ZIELE

USA 1993

John Woo war in den Siebzigern in Hongkong besonders für seine Komödien bekannt. Seine Karriere nahm Mitte der Achtziger richtig Fahrt auf, als er mit der melancholischen und extrem blutigen Gangsterballade „A Better Tomorrow“ und der Fortsetzung zu einem der wichtigsten Protagonisten des „Heroic Bloodshed“-Kinos wurde, was ihm dann Anfang der Neunziger den Weg nach Hollywood ebnete.

Woo, zu dessen erklärten Vorbildern Jean-Pierre Melville, Sam Peckinpah oder Martin Scorsese zählen, konnte mit seinen überästhetisierten, oft in Zeitlupe gefilmten Gewaltdarstellungen auch schnell ein westliches Publikum begeistern, wobei seine Filme in Deutschland lieblos synchronisiert wurden und oft nur in völlig verstümmelten Fassungen auf den Markt kamen.

So fehlten in seinem letzten und besten in Hongkong gedrehten Film „Hard Boiled“ von 1992 über zehn Minuten. Während Woo in Hongkong weitestgehend Narrenfreiheit besaß, war der Dreh von „Harte Ziele“ in den USA wohl kein Vergnügen für ihn.

So wurde der Film einige Male umgeschnitten, um ein R-Rating zu erhalten. Eine komplett ungeschnittene Fassung existiert nur als schlechte VHS-Kopie. Zwar wurde die etwas längere Unrated-Fassung schon mal auf DVD in Deutschland veröffentlicht, aber erst durch die letztjährige Aufhebung der Indizierung ist „Harte Ziele“ nun das erste Mal ohne Einschränkungen frei erhältlich.

Die aktuell erschienene Blu-ray von Koch enthält sowohl die Kinofassung als auch die längere Unrated-Fassung in sehr guter Qualität. Der Film selbst ist eine widersprüchliche Angelegenheit.

Auch wenn Van Damme in diesem tumben Remake von „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ so gut wie nie zuvor in Szene gesetzt wurde, handelt es sich im Vergleich zu Woos vorherigen Werken um eine enttäuschende Angelegenheit, trotz der einfallsreich choreografierten Actionszenen.