HOSTAGE - ENTFÜHRT

Neben Luis Mandokis unterbewertetem „Trapped“ von 2002 gehört auch „Hostage“ vom Franzosen Florent Emilio Siri für mich zu den einprägsameren amerikanischen Action-Thrillern der 2000er Jahre. Im Kino floppte Siris Film mit Bruce Willis in der Hauptrolle allerdings.

An der Umsetzung lag es sicherlich nicht, denn Siri, der zuvor mit dem französischen Actionfilm „Das tödliche Wespennest“ bewiesen hatte, dass er sein Handwerk beherrscht, machte aus der recht freien Adaption von Robert Crais’ gleichnamigen Roman einen waschechten Neo-Noir mit stylischen Bildern, die auf der neu aufgelegten, angeblich remasterten Blu-ray hervorragend zur Geltung kommen.

Willis spielt darin Jeff Talley, einen Verhandlungsführer der Polizei bei Geiselnahmen. Ein traumatischer Zwischenfall gleich zu Beginn führt allerdings dazu, dass Talley seinen psychisch belastenden Job an den Nagel hängt und Polizeichef eines kleinen Ortes in der Umgebung von Los Angeles wird, in der Hoffnung, dort mit Frau und Kind seinen inneren Frieden wiederzuerlangen.

Als drei jugendliche Kleinkriminelle in die Villa von Walter Smith einbrechen und ihn und seine beiden Kinder als Geiseln nehmen, ist es allerdings mit der Idylle schnell wieder vorbei. Wie sich herausstellt, ist Smith eine Art Buchhalter für eine kriminelle Vereinigung, an der auch korrupte Cops beteiligt sind, die an für sie wichtige Daten auf einer in Smiths Haus versteckten CD herankommen wollen und Talley zwingen, diese zu besorgen.

Siris gnadenloser Thriller, mit seinen verdoppelten Konfliktsituationen und seinen gegen Ende immer albtraumhafteren und apokalyptischeren Bildern, wirkt in inhaltlicher Hinsicht fast schon etwas zu ambitioniert beziehungsweise zu konstruiert, aber besitzt genau die Raffinesse und Dramatik, die den meisten anderen aktuellen Genre-Vertretern inzwischen völlig fehlt.