4 3 2 1

Paul Auster

Es sind wenige Autoren, deren Werk ich mehr oder weniger komplett gelesen habe: T.C. Boyle, Hubert Selby, Bret Easton Ellis, Hunter S. Thompson – und Paul Auster. Auf „Die New York-Trilogie“ brachte mich einst ein Professor, ich biss mich durch das seltsame Buch und verliebte mich in diese verwinkelte Erzählweise des Autors aus New York, der ein Faible dafür hat, seine Protagonisten (Männer!) in Situationen zu bringen, in denen sie scheitern, untergehen – oder wo das Leben eben doch, weil Schicksal – irgendwie weitergeht.

Auster ist seit den Neunzigern, gerade auch in Deutschland, zum Star-Literaten geworden, woran die immer exzellenten Übersetzungen von Werner Schmitz einen großen Anteil haben. Auster ist ein exzellenter Geschichtenerzähler, dessen Werk, diesen Eindruck gewinnt man unweigerlich, den Blick auf immer wieder andere Teilaspekte der Gedankenwelt und der Biografie des Autors erlaubt.

Mit jedem weiteren Roman wird dieses Bild detailgenauer, doch wo genau die Grenze zwischen Fiktion und Fakten verläuft, weiß eben nur einer. „4 3 2 1“ treibt dieses Spiel auf die Spitze, auf über 1200 Seiten – gedruckt wurde auf Bibelpapier, damit man den Roman noch in ein halbwegs handhabbares Hardcoverformat zwängen konnte – erzählt er vier Versionen der Lebensgeschichte des Archie Ferguson.

Seine Hauptfigur wurde am 3. März 1947 geboren wird (einen Monat nach Auster), in eine osteuropäisch-jüdische Immigrantenfamilie, und sie wird zum Spielball der Phantasie des Autors, der sich zum Ende seines siebten Lebensjahrzehnts offensichtlich mit der Frage quälte, was gewesen wäre, wenn ...

Zig Wendungen einer Biografie dekliniert Auster durch, und das auf Extremmarathondistanz so fesselnd hinzubekommen, ist große Kunst. Ein Buch für vier Wochen Urlaub.