ESMERA

Vince, Zep

Zeps Szenario und Vinces Zeichnungen dürften für einige Kontroversen sorgen. Der Beginn der Handlung ist angesiedelt in einem katholischen Mädcheninternat in Genua, Italien, Mitte der 1960er Jahre. Die junge, schüchterne Dorfschönheit Esmera entdeckt gerade ihre Sexualität und verwandelt sich nach einer lesbischen Liebesnacht mit ihrer besten Freundin in einen Mann.

Ab diesem Zeitpunkt wechselt Esmera mit jedem Orgasmus das Geschlecht und stößt dabei im Laufe der Jahre auch bei sich nach außen hin tolerant gebenden Menschen nahezu immer auf eine Mischung aus Angst und Unverständnis.

Natürlich lässt sich das als Parabel gegen Prüderie, katholische Scheinheiligkeit und einen eine feste Zuweisung von Geschlechteridentitäten lesen. Mit durchsichtigen Negligés oder wahlweise auch mit kurzen Röcken/Kleidern und Blusen inklusive tiefer Ausschnitten bestückte, vollbusige und -lippige 60er-Jahre-Püppchen sowie die von einer hohen Dichte an exponierten männlichen wie weiblichen Geschlechtsorganen – nicht nur, aber auch während des Geschlechtsakts – dominierten Bilder sprechen aber dann doch auch noch eine ganz andere Sprache.

Softporno oder Queer-Oper? Das muss letztlich jeder für sich entscheiden. Die im Klappentext angeführte Bezeichnung „erotische Fantasie“ gibt da jedenfalls schon mal die grobe Richtung vor.

„Der männliche Orgasmus geht ab wie eine Rakete, die mitten im Flug explodiert ... Dann bist du allein. Als Frau versinke ich, tauche ein, ich löse mich auf ... und ich werde die Welt.“. Szenarist Zep scheint zu glauben, sich in Sachen Höhepunkt mit beiden Geschlechtern ganz gut auszukennen.

Erstaunlich ... und ein wenig zu klischeebehaftet für meinen Geschmack.