DIE TASCHENDIEBIN

Auch wenn einem das südkoreanische Kino vor einigen Jahren deutlich aufregender erschien, war Regisseur Park Chan-wook in dieser Hinsicht eigentlich immer ein Garant für kunstvoll inszenierte, visuell opulente Werke.

International bekannter wurde der Südkoreaner im Jahr 2003 mit seinem ebenso brutalen wie komplexen Rache-Thriller „Oldboy“. Das 2013 entstandene, verwässerte US-Remake brauchte hingegen kein Mensch.

Unwesentlich besser war Chan-wooks erste Regiearbeit außerhalb seines Heimatlandes namens „Stoker“ aus demselben Jahr, die nicht mehr als eine nett bebilderte, seelenlose Auftragsarbeit war.

Drei Jahre später ist dem Südkoreaner wie schon bei seinem außergewöhnlichen Vampirfilm „Durst“ von 2009 mit „Die Taschendiebin“ ein weiterer meisterhafter Film gelungen, den man als Erotikthriller bezeichnen könnte, aber damit seine Bildgewaltigkeit und extrem wendungsreiche Geschichte arg banalisieren würde.

War „Durst“ lose an einen Roman des Franzosen Émile Zola angelehnt, diente als Inspirationsquelle für „Die Taschendiebin“ das im Viktorianischen Zeitalter angesiedelte Buch „Solange du lügst“ der Britin Sarah Waters.

Bei Chan-wook spielt die verschachtelte, doppelbödige Geschichte voller düsterer Geheimnisse – die strenge Dreiteilung des Buches blieb im Film erhalten – jetzt im Korea und Japan der 1930er Jahre und erzählt, wie eine Art Heiratsschwindler eine Diebin als Dienstmagd bei einer gut betuchten Dame einschleust, die er ehelichen will.

Aber das ist nur eine Ebene einer undurchsichtigen Intrige mit Hitchcock-Qualitäten um Betrug und Begehren, mit der Chan-wook den Zuschauer in knapp zweieinhalb Stunden gleich mehrmals geschickt auf die falsche Fährte locken kann.

Die limitierte und kostspieligere Sammleredition enthält sogar noch exklusiv eine um gut 20 Minuten längere Fassung.