Foto

HEY RUIN

Poly

Die ganz großen Themen sollen es sein. Wie wollen wir leben, lieben und mit unseren Mitmenschen umgehen? Das haben sich HEY RUIN wohl auch wieder für ihre zweite LP, die diesen November auf TCM erschien, gedacht.

Wie schon auf der Debüt-LP „Irgendwas mit Dschungel“ sind die inzwischen fünf Männer textlich in der Gegenwart verankert und thematisieren in Post-Punker-Manier das Schicksal geflüchteter Menschen, die Widersprüchlichkeit von Vielfalt und Mainstream sowie die Ohnmacht angesichts einer oft so ungerechten Welt.

Der Albumtitel „Poly“ weist ebenso in Richtung der großen Frage: wie leben? Dass es mit der titelgebenden Vielfalt eben nicht so einfach ist und nach außen getragene Individualität so ihre Tücken hat, drückt die Band aus mit „All die Zeichen, die wir geben / Sind viel zu ungenau / [...] Und die Posen, die wir halten / Sind viel zu ungenau / Und doch zu abgeschaut“ in „Smells like teens“.

Und auch im Entstehungsprozess der Platte hatten sich HEY RUIN das hohe Ziel gesetzt, beim Songwriting die ganze Band einzubeziehen. „Poly“ schafft es am Ende natürlich nicht, mit neun Tracks die großen Fragen abschließend zu klären.

Insbesondere mit „Smells like teens“, „Cortextrouble“ und nicht zuletzt dem Titeltrack finden HEY RUIN jedoch wieder richtige und wichtige Worte, und schaffen mit letzterem die schönste Liebeserklärung an die Vielfalt im deutschsprachigen Post-Punk seit sehr langem.