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ROLLING STONES

From The Vault – Sticky Fingers: Live At The Fonda Theatre 2015

Der fragwürdigen Zeiterscheinung, ein legendäres Album komplett live zu spielen, konnten sich die ROLLING STONES nicht länger entziehen. Die Hollywood-Plutokraten folgten allzu willig bei horrenden Schwarzmarktpreisen.

Aufgeführt wurde das 71er-„Sticky Fingers“-Album, das erste Werk der Post-Brian Jones-Ära. Damit taten sich die Stones zunächst selbst einen Gefallen. Denn allzu deutlich ist zu spüren, dass die alten Herren eine diebische Freude bei der Performance hatten.

Im beinahe intimen Rahmen der Vorstellung vor 1.200 Gästen spielten sich die Stones in einen Rausch. Aus Versehen, sie können es einfach nicht anders, startet die Show mit der Arena-Hymne „Start me up“, dann aber beginnt mit „Sway“ die Albumpräsentation.

Zwar ist die Reihenfolge der Songs aus dramaturgischen Gründen geändert, ein paar Nicht-„Fingers“-Songs haben sich dazugemogelt („Jumpin’ jack flash“, „Rock me baby“ und Otis Reddings „I can’t turn you loose“).

Aber es ist ein weitaus stimmigeres Set als die Dinosaurier-Show-Routine, die sie seit gut dreißig Jahren beim Stadionrock-Wanderzirkus exerzieren. Paul Dugdales Bildregie funktioniert auch ganz okay, doch die saudämliche Idee, vor nahezu jedem Song ein Interview-Clip in artsyfartsy Schwarzweiß-Optik zu schneiden, versaut den guten Eindruck einer Show, die man gerne lieber an einem Stück gesehen hätte.

Der gute Eindruck, den die Band-Performance dann aber bietet, lässt über solcherlei Unsitten großzügig hinwegsehen. Und man darf sich schon auf die von Jagger zwischen zwei Songs mit Augenzwinkern angekündigte Live-Aufführung von „Their Satanic Majesties Request“ freuen.