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LEMMY

Marvin Chlada, Jerk Götterwind (Hrsg.)

Lemmys Tod jährt sich an Weihnachten 2017 zum zweiten Mal. Da kann mensch auch mal wieder nostalgisch und wehmütg werden. Gerade mal siebzig ist Mr. Kilmister geworden, oder immerhin, er ließ ja nichts aus im Leben.

Und war einer der großen Philosophen der Gegenwart, kein einziges Interview mit ihm gibt es, das nicht für mehrere Kalendersprüche mit Ewigkeitswert gut ist. Außerdem hat er quasi nie Scheiße geredet.

Ein weiser Mann. Dem 14 Männer (u.a. Urs Böke, Jerk Götterwind, Jörg Herbert, Triebi Instabil) und zwei Frauen Miriam Spies, Silke Vogten) in diesem Sammelband mit kurzen Texten ein Denkmal setzen.

Alle kommen sie im weitesten Sinne aus der Punkszene, alle eint, dass sie keine devoten Fans sind und waren, aber dennoch auf die ein oder andere Weise fasziniert waren von dem Mann mit der Warze und den weißen Stiefeletten.

Die Texte sind vielfach Jugenderinnerungen à la „Mein erstes Mal MOTÖRHEAD“, auch mal ein Gedicht, oder ... Kunst. Oder ein Interview, wie meines, das ich 2000 mit Lemmy im Düsseldorfer Stahlwerk führen durfte und das ich wieder und wieder lesen kann – nicht wegen der natürlich brillanten Fragestellung, sondern wegen der prophetischen, klugen Aussagen des Priestersohns aus England.

„Lemmy“ ist weit entfernt davon, ein umfassendes, repräsentatives Werk zu sein (ein paar Seiten mehr hätten es schon sein dürfen ...), es ist vielmehr eine Art Mixtape. Und es hilft dabei, eine Idee zu bekommen, warum dieser Mann und seine Band über 40 Jahre so faszinierten.

Der kleine Mann in Schwarz wurde irgendwann larger than life, und wenn ich doch einer Kirche angehören sollte, dann der Church of Rock’n’Roll, mit St. Lemmy als oberstem Heiligen.