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DAS VERSCHWINDEN

Befeuert durch den Hype um erfolgreiche amerikanische Serien gab es in den letzten Jahren auch Versuche der hiesigen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, solche Formate zu produzieren. Etwa „Morgen hör ich auf“ aus dem letzten Jahr, lose angelehnt an „Breaking Bad“.

Mit ähnlichen „Breaking Bad“-Bezügen hatte bereits 2015 Matthias Glasner in „Blochin“ gearbeitet, erntete aber überwiegend Unverständnis. Es blieb in beiden Fällen bei nur einer Staffel. Und in diesem Jahr durfte sich Hans-Christian Schmid an einer abgeschlossenen Mini-Serie (damit erst gar keine falsche Erwartungshaltung entstand) im Crime/Mystery-Bereich versuchen.

Schmid, der Filme wie „23“ (1998), „Crazy“ (2000) oder „Requiem“ (2006) gedreht hat, gehört sicherlich zu den interessantesten deutschen Regisseure der letzten Jahre, ist aber nicht gerade dafür bekannt, stereotype Genre-Ware zu produzieren.

Und so ist auch seine achteilige Serie „Das Verschwinden“, die kurz nach ihrer Ausstrahlung bereits auf DVD erschien, um Authentizität bemüht. Auf fast dokumentarische Art versucht Schmid dabei aufzuzeigen, was die Hintergründe für das plötzliche Verschwinden der 20-jährigen Janine sind, die in einer Kleinstadt nahe der tschechischen Grenze lebte.

Als die Polizei eher teilnahmslos das Verschwinden der jungen Frau zur Kenntnis nimmt, macht sich die Mutter selbst auf die Suche nach ihrer Tochter und fördert dabei die menschlichen Abgründe einiger Kleinstadtbewohner zu Tage.

Nur wie viel Drama verträgt eine einzelne Kleinstadt überhaupt? Keine Frage, „Das Verschwinden“ ist spannend, weshalb man bis zum Ende dranbleibt, auch wenn Schmids Serie mit seiner nicht immer glaubwürdigen Geschichte um Drogen, dysfunktionale Familien und suizidale Girlies zusehends einem schlechten „Tatort“ gleicht und uns mal wieder die Banalität des Bösen vor Augen führt.