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IDLES

Brutalism

Smart move: ein Album veröffentlichen, auf dem nirgendwo der Bandname aufgedruckt ist. IDLES aus Bristol, UK machen aber auch den Eindruck, dass ihnen das a) egal und es b) sowieso Absicht ist. Seit 2012 haben sie fünf EPs und Singles veröffentlicht, sich nach und nach eine begeisterte Anhängerschaft erspielt, denn live soll der Fünfer wohl erstaunlich abgehen – ich mag ja aggressive Bands, echte Emotionen, Wildheit auf der Bühne.

Shoegazing schön und gut, aber mir reicht das als Genrebezeichnung, die, by the way, hier sowieso unpassend ist. Und man verzeihe mir den Vergleich, weil er dieser Tage so auf der Hand zu liegen scheint, aber IDLES sind so was wie SLEAFORD MODS mit Gitarren und Schlagzeug und allem.

Ein misanthropisch rumnölender Sänger zwischen Mark E. Smith (THE FALL) und Jason Williamson, der den Eindruck erweckt, schon von jeher im Pub immer das lauteste Organ gehabt zu haben. Und erinnert sich noch jemand an die Textzeile „My little brother’ / Just discovered rock’n’roll“? Yep, ART BRUT, die Mitte des letzten Jahrzehnts für kurze Zeit das heißeste Ding in Sachen Aggro-Post-Punk waren.

An die erinnern mich IDLES immer wieder ganz gewaltig, was nicht die schlechteste Referenz ist, einen aber nicht dazu bringen sollte, wie manche Musik-Journos gleich von der nächsten großen UK-Punkrock-Hoffnung zu schwadronieren.

Ein, zwei Handvoll wütender Songs mit angepissten Texten machen noch keine neuen THE CLASH oder sonstwas, weshalb ich zum a) Spaß haben auf der Tour im November und b) abwarten und Tee trinken rate.