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WOLVES IN THE THRONE ROOM

Thrice Woven

Ach, es sagt sich so leicht dahin, das Wort „Ausnahmeband“, aber man darf es eben nicht zu oft verwenden, nur sparsam und mit Bedacht. Und nicht jede Formation wird der Verantwortung gerecht, die ihr damit zugesprochen wird.

Die wichtigste Regel ist nämlich: Du darfst nicht enttäuschen! Nie! Nichts ist schmerzhafter als enttäuschte Liebe, ein nicht eingelöstes Versprechen (um das zu geben freilich allein die Erwartungshaltung der Fangemeinde ausreicht).

Gestern noch verehrte „Mein Schatz!“-Band, heute „Ach, die sind auch nicht mehr so gut wie vor xx Jahren ...“ So hatte ich nicht direkt Angst, dass mich mit „Thrice Woven“ ein „epic fail“ erwarten würde, doch die Erleichterung, dass alles gut ist, erhöht den Genuss dieses akustischen Erlebnisses.

Die Brüder Aaron und Nathan Weaver haben drei Jahre nach „Celestite“ mit dem Gitarristen Kody Keyworth ein weiteres majestätisches Meisterwerk geschaffen, das ich gerne mal in seiner ganzen Grandesse in einem Klangtempel wie der Hamburger Elbphilharmonie aufgeführt hören würde – statt immer nur den gleichen alten Scheiß, an dem sich das so genannte Bildungsbürgertum unter Missachtung neuerer, viel spannenderer Kunst ergötzt.

WITTR setzen auf imposante Laut/leise-Kontraste – könnte man, siehe „Angrboda“, im einen Moment noch die sprichwörtliche Stecknadel auf dem Boden aufschlagen hören, bricht im nächsten schon black-metallische Raserei aus, die nach wenigen Momenten bereits in atmosphärische Klänge übergeht.

Der Variationsreichtum machen den Reiz der nur fünf Stücke des exakt auf die LP-Spielzeit abgestimmten Albums aus, und in dieser Hinsicht muss ich auch die winzige Enttäuschung erwähnen: Anna von Hausswolffs Beitrag beschränkt sich auf zwei zarte, ätherische Gesangsparts, dabei hatte ich auf einen Orgelbeitrag gehofft – man stelle sich diese Dramatik vor! Aber auch so ist „Thrice Woven“ ein Klanggemälde, so beeindruckend und bedrückend wie das Foto im Innencover, das eine kahle, düstere, unwirtliche Gletscherlandschaft zeigt.

Mit Steve Von Till (NEUROSIS) hat übrigens ein Pionier der düsteren Post-Hardcore einen Gastauftritt. Und immer muss ich es betonen: Was für ein Gitarrensound!