GIMME DANGER

Die schlimmste Art von Musikdokus sind jene im „arte tracks“-Stil: ein paar O-Töne, dazu viel geschwätzig-reißerische Kommentarstimme, oft mit Verkürzungen und Fehlern. Gut, dass Filmemacherlegende Jim Jarmusch hinter „Gimme Danger“ steckt, das die Geschichte der STOOGES erzählt und damit auch die von Iggy Pop, der logischerweise zentraler Interviewpartner von Jarmusch war.

Bis vor ein paar Jahren wären solche Filme das Werk von Fans gewesen, die mit simplen Mitteln versucht hätten, Informationen zusammenzutragen, doch dank eines offensichtlich recht ordentlichen Budgets konnte Jarmuschs Rechercheteam nicht nur Filmmaterial aus den Anfangs- und Prä-STOOGES-Tagen (THE IGUANAS etc.) zusammentragen, sondern auch die nötigen Rechte lizenzieren, wie auch für zahlreiche STOOGES-Live-Mitschnitte.

Das Ergebnis ist eine umfassende Würdigung dieser Band, mit der Iggy, wie er selbst erklärt, die Sechziger beenden wollte, und die Punk, wie wir ihn kennen, erfand. Neben Pop/Osterberg kommen die verstorbenen Bandmitglieder Ron und Scott Asheton zu Wort sowie deren Schwester Kathy, der spät zurückgekehrte James Williamson, Steve Mackay und Danny Fields sind in Wort und Bild zu sehen und der Jüngste im Team, Mike Watt.

Wundervoll sind Iggys lakonische Kommentare, smart und kompromisslos zugleich, und sehr gut gelungen ist Jarmusch die Einordnung der Band in den Zeitkontext mit der Spätphase der Hippie-Bewegung und Studentenprotesten sowie einerseits die Nähe zu MC5, deren „kleine Brüder“ sie anfangs waren, und anderseits die Unterschiede zu diesen.

2016 erschien der Film, 2016 endete auch die Geschichte der 2003 reformierten STOOGES ein zweites Mal. Perfekt wäre nun, wenn Jarmusch eine Iggy Pop-Doku der Jahre 1974 bis 2003 drehte ...