Foto

SPRENGEL FÜR ALLE

Ute Wieners

Ute Wieners, bereits bekannt durch ihre vorherige Veröffentlichung „Zum Glück gab es Punk“, erzählt hier die Geschichte der Besetzung der ehemaligen Sprengelfabrik in Hannover im Sommer 1987. Nach der Schließung der Fabrik im Jahr 1980 und dem Scheitern eines Immobilienspekulanten an dem Projekt, zogen zuerst wenige Menschen, inklusive Ute Wieners, aus unterschiedlichen Motiven dort ein.

Was für Neuankömmlinge mit den Worten: „Sucht euch was aus, ist genug frei!“ begann, endete mit Räumungsversuchen durch die Polizei, Verhandlungen mit Politikern, Protestveranstaltungen, Positionierungen im Stadtteil.

Es gab zudem interne Machtkämpfe, Ausgrenzung, Sexismus, Frauengruppen, Plena und einen Gewaltausbruch zwischen Autonomen und Punks im Jahr 1996. Denn „Sprengel für alle“ war wörtlich gemeint.

Schon bald entpuppte sich das Gelände als Anziehungspunkt für Linke, Punker, Straßenkinder, Trinker und allerlei „verrückte Leute“, die unter einem Dach leben wollten. Dieses Pulverfass galt es, trotz der Anfeindungen von außen, baulichen und sanitären Mängeln sowie der Größe des Komplexes, nicht explodieren zu lassen.

Schlicht unmöglich. Ute Wieners berichtet ungeschönt über die jahrelange, wahrhafte Knochenarbeit, ohne die der jetzige Status des Sprengel als Wohn- und Kulturstätte nicht möglich gewesen wäre.

Auch wenn die Beschreibung persönlicher Konflikte manchmal etwas langatmig gerät, so taucht man bei der Lektüre problemlos in das Lebensgefühl der Zeit und der Bewohner ein. An vielen Stellen muss man lauthals loslachen, auf der nächsten Seite bleibt es einem wieder im Halse stecken.