DAS VERSPRECHEN

Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst, und der Dokumentarfilm „Das Versprechen – Erste Liebe lebenslänglich“ scheint ein deutlicher Beleg dafür zu sein. Im Mittelpunkt von „Das Versprechen“ steht Jens Söring, der damals 18-jährige Sohn eines deutschen Diplomaten, der 1984 an der Universität von Virginia der zwei Jahre älteren Elizabeth Haysom begegnet.

Sie werden ein Paar und nur wenige Monate später, am 30. März 1985, werden Elizabeths Eltern in ihrem Haus in Lynchburg brutal ermordet aufgefunden. Die mutmaßlichen Täter, Söring und Haysom, werden schließlich in England verhaftet, Haysom wird in die USA ausgeliefert, Söring erst, als die USA auf die Beantragung der Todesstrafe verzichten, nachdem er vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen seine Auslieferung geklagt hatte.

Söring, der den Mord an den Eltern seiner amerikanischen Freundin damals auf sich nahm, um diese vor der Todesstrafe zu bewahren, wurde dann wegen Mordes zu zweimal lebenslänglich und Elizabeth Haysom wegen Anstiftung zum Mord zu zweimal 45 Jahren Haft verurteilt.

Später revidierte Söring seine Aussage wieder, als er merkte, dass er offenbar Opfer der Lügen einer manipulativen Lady Macbeth geworden war. Genützt hat es ihm nichts, denn Söring sitzt 31 Jahre später immer noch im Gefängnis, obwohl es genug Indizien dafür gibt, dass er tatsächlich unschuldig ist.

Allerdings hat Haysom keinerlei Interesse daran, zur Aufklärung der Tat beizutragen. Licht ins Dunkel bringt auch „Das Versprechen“ nur bedingt, arbeitet aber mit Filmaufnahmen der Gerichtsprozesse, Interviews mit Jens Söring und anderen an dem Fall beteiligten Personen sehr detailliert diesen undurchsichtigen Mordprozess auf, ohne dass sich die Schuldfrage jemals genau klären lassen wird.