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SHAME

Songs Of Praise

Neulich in Essen: SHAME als Vorband der völlig überschätzen GURR. Fünf blutjunge Typen, wie sie nur aus England kommen können. Seltsam bubihaft, ohne typische Coolness-Attribute, eher wie Dorfjugend, der das Rumlungern am Bushaltestellenwartehäuschen irgendwann zu langweilig geworden ist und die dann auf die verwegene Idee einer eigenen Band kamen – jetzt, im zweiten Jahrzehnt des 21.

Jahrhunderts! Und die nun hier im winterlichen Deutschland auf einer Bühne stehen und für Sekundenbruchteile eine Ahnung aufblitzen lassen, wie das gewesen sein muss, damals, im Hamburger Star Club: Beat, Rock’n’Roll, ungestüme Wildheit, Testosteron und Adrenalin und Melodien, die einen, einmal gehört, nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Nein, SHAME aus dem Londoner Süden sind höchstwahrscheinlich nicht „die neuen XYZ“, wie manche Berichterstatter schreiben, aber sie machen eine Menge richtig. In erster Linie haben sie gute Songs und diese seit der Gründung 2014 immer weiter perfektioniert.

Ein paar Singles und Tapes haben sie seitdem veröffentlicht, zig Shows gespielt, und irgendwann hat nicht nur ihnen selbst, sondern auch irgendwem in der Musikverwertungsindustrie gedämmert, dass hier was Großes entstehen kann.

So wie zig Menschen sich fortpflanzen und das Ergebnis im Normalfall nicht blöder ist als die Erzeuger, aber bisweilen auch Genies geboren werden, einfach so, so ist auch hier irgendwas passiert, was keiner planen konnte.

Junge Menschen kapieren Rock’n’Roll und Post-Punk und Indierock und scheren sich einen Scheiß um R&B, Grime, HipHop und all solchen Mist, gründen eine Band, spucken ihre Wut und ihr Amüsement über die Welt in selbige und verpacken diese Ungeduld in unwiderstehliche Popsongs, die schon beim ersten Hören süchtig machen.

Ja, SHAME haben verdammte Hits, nicht nur einen, nicht zwei, sondern fünf, zehn – so viele Stücke sind auf dem Album. Glaubst du nicht? Hör’s dir an!