KREATOR

Coma Of Souls / Renewal / Cause For Conflict / Outcast

Teil 2 der KREATOR-Rerelease-Offensive. Nachdem im Frühjahr 2017 die ersten vier Alben – „Endless Pain“ (1985), „Pleasure To Kill“ (1986), „Terrible Certainty“ (1987) und „Extreme Aggression“ (1989) – nach der Wiederbelebung von Noise Records in einzelnen, aufwändigen Doppel-LP-Editionen neu aufgelegt worden waren, folgen nun „Coma Of Souls“ (1990, Triple-Vinyl), „Renewal“ (1992), „Cause For Conflict“ (1995) und „Outcast“ (1997), jeweils ergänzt um Bonustracks.

Die Platten kommen im Gatefoldcover, sowohl auf den bedruckten Innersleeves wie auf der Innenseite des Klappcovers finden sich massig Fotos, Flyer und andere Abbildungen, dazu die Songtexte und Linernotes von Malcolm Dome (Metal Hammer), ergänzt um Kommentare und Anekdoten von Mille – alles auf Englisch.

„The 1990s were a shit time“ und „Nobody really wanted to know about metal in the 1990s“ wird Mille in den Linernotes zu „Outcast“ zitiert, und in gewisser Weise charakterisiert das auch die Neunziger-Alben von KREATOR: Der Schwung der Thrash-Hochzeit der Achtziger war verflogen, vom jugendlichen Ungestüm wenig geblieben, die Hörgewohnheiten hatten sich geändert, Grunge und Punk und Alternative Rock und Industrial Metal, Nu Metal, Hardcore und Crossover und Techno waren die neuen Stars, und Bands, die gestern noch Helden waren, mussten sich neu beweisen, experimentieren, neue Wege gehen und – die alten Fans waren darüber nicht alle glücklich – eine neue Hörerschaft wollte gewonnen werden.

So interessant etwa „Renewal“ oder „Outcast“ im Gesamtkontext des KREATOR-Schaffens sind (die Band wollte das Neue ja!), aus heutiger Sicht merkt man schon, wie sie sich auf neuem Terrain bisweilen auch schwer tat – und wie erleichtert Mille und Band gewesen sein müssen, als sie ab 2005 und „Enemy Of God“ endlich wieder nur sie selbst sein durften.

Im Ox schrieben wir damals: „Erfreulicherweise finden sich auf ,Enemy Of God‘ keine unnötigen Spielereien, keine nett gemeinten, aber überflüssigen Liebäugeleien mit Gothic-, Industrial- oder Hardcore-Sounds.“ Die schrecklichen Neunziger waren endlich vorbei und der erneute Aufstieg der Band konnte beginnen.

Und um es nun auf diese vier Alben herunterzubrechen: schlecht ist keine der Platten, jede hat ihre Höhepunkte, sie sind Teil der Bandbiografie und gehören für jeden Fan einfach dazu – so wie man in einem Roman ja auch nicht Kapitel überspringt, bis es wieder spannend(er) wird.