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ROSE TATTOO

Blood Brothers

Vor über elf Jahren schrieb ich in Ox #70 anlässlich des damals gerade frisch erschienenenAlbums diese Zeilen, die ich nun angesichts der um Live-Bonustracks angereicherten Neuauflage wiederhole: Da war es nur noch einer: Letztes Jahr [2006] starb erst Angry Andersons Bandkumpan Peter Wells, und im Herbst dann auch noch das freilich schon seit 30 Jahren ausgestiegene ROSE TATTOO-Gründungsmitglied Ian Rilen.

Den legendären Glatzkopf Anderson scheint das angespornt zu haben, das Erbe der neben AC/DC und RADIO BIRDMAN besten und wichtigsten australischen Rockband würdig zu verwalten, und mit „Blood Brothers“ ist so das beste ROSE TATTOO-Album seit langem entstanden, das die beiden Vorgänger „25 To Life“ und „Pain“ weit übertrifft.

Schon der Opener „Black eyed bruiser“ ist ein Killer, und wer nach erstem Hören meint, das klinge doch verdammt nach AC/DC, kommt damit der Wahrheit sehr nahe, ist es doch ein Cover einer EASYBEATS-Nummer, hinter der wiederum die Herren Harry Vanda und George Young (der älteste Bruder von Angus und Malcolm und legendärer AC/DC-Produzent) stecken.

„Blood Brothers“ ist ein knackiges, sehr direktes, schön trockenes R O C K-Album, das auf peinliche Soli verzichtet, das so kompakt und auf den Punkt produziert wurde, dass ich wirklich keinen Kritikpunkt erkennen kann.

Vielmehr ist beschämend, wie sich unzählige heutige, junge Rockbands von den alten Herren in die Schranken verweisen lassen müssen, wenn sie von ROSE TATTOO gnadenlos an die Wand gespielt werden.

Wer die alten ROSE TATTOO schätzt, die frühen AC/DC verehrt, der bekommt hier 30 Jahre später ein würdiges, makelloses Spätwerk geliefert, das in seiner schnörkellosen Klarheit beeindruckt und mit „1854“ neben dem Opener noch einen weiteren Hit enthält, in dessen Text es um den einzigen bewaffneten Arbeiteraufstand in der Geschichte Australiens geht.