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SPECIALS

Encore

Wenn die Show eigentlich schon vorbei ist, wenn das Publikum nur frenetisch genug klatscht, dann kommt die Band noch mal auf die Bühne für eine Zugabe, für ein „encore“. Zwei, drei Songs noch, darunter ein von allen ersehnter Klassiker, vielleicht eine Coverversion.

Und nun also 21 Jahre nach dem letzten Studioalbum „Guilty ’til Proved Innocent!“ (1998) ein neues Album der Ska-Legende, eine (letzte?) Zugabe, eingespielt von den Ur-Mitgliedern Terry Hall, Lynval Golding und Horace Panter, ohne Neville Staple, der 2012 ausstieg, sowie ohne Jerry Dammers, der schon seit 1984 nicht mehr an Aktivitäten der nach der ersten Phase mal aktiven, mal aufgelösten Band beteiligt war.

Der Rest der im Studio aktiven Musiker waren Gäste. Zehn Tracks sind auf dem Album, drei davon Coversongs: Der Opener „Black skin blue eyed boys“ ist im Original von den EQUALS, „The lunatics“ eine neue Version des FUN BOY THREE-Songs, womit sich Hall und Golding selbst gecovert haben, und „Blam blam fever“ von THE VALENTINES, das die SPECIALS 2000 auf „Skinhead Girl“ schon mal gecovert hatten.

Da darf man schon vorsichtig fragen, ob solch versierten Songwritern wie Hall und Golding auf ihre alten Tage und nach zwanzig Jahren echt nicht mehr einfällt als sieben neue Songs. Wobei das Gemecker auf hohem Niveau ist, denn auch wenn „Encore“ zu keinem Zeitpunkt überhaupt den Versuch macht, an das genredefinierende 1979er Debütalbum anzuknüpfen, so ist „Encore“ doch ein rundum angenehmes Spätwerk mit ein paar Bezugnahmen auf die alten Zeiten als Ska-Helden, aber auch Songs wie „The life and times (Of a man called depression)“ oder „We sell hope“, die ziemlich zeitlose Pop-Nummern sind.

Wichtigster und für mich bester Song ist die Disco-Nummer (!) „B.L.M.“, in der Lynval Golding in 5:05 Minuten seine Lebensgeschichte erzählt. Textlich ein starkes Album, weil politisch und engagiert und klar formuliert (im Booklet nachlesbar), musikalisch perfekt ausgeführt, aber insgesamt ist „Encore“ doch eines dieser aus der Zeit gefallenen Spätwerke, an das man höhere Erwartungen haben durfte.