BUTTHOLE SURFERS

After The Astronaut

Veröffentlichungswut kann man den BUTTHOLE SURFERS nun wirklich nicht nachsagen, zumindest was die letzten zehn Jahre anbelangt. Nachdem '93 "Independent Worm Saloon" erschienen war, herrschte erst mal drei Jahre Funkstille, um schließlich mit "Electriclarryland" ein weiteres Meisterwerk zu veröffentlichen.

Bereits '98 hatten sie ihr Folgewerk "After the Astronaut" aufgenommen, jedoch ist diese Platte, trotz mehrfacher Ankündigungen und immer neuen Veröffentlichungsterminen, nie erschienen. Grund dafür waren Streitigkeiten mit der Plattenfirma Capitol/EMI, was schließlich auch dazu führte, dass die Band den Laden verließ.

Das Ergebnis solcher Streitereien ist jedoch meist, dass die Band nach einem solchen Vorfall jegliche Rechte auf ihr Album verwirkt hat. Auf alle Fälle hieß es Ende letzten Jahres endgültig, dass "After the Astronaut" definitiv nicht mehr erscheinen wird.

Nun mag es verwundern, warum ich dennoch eine Rezension über die Platte schreibe. Langer Rede, kurzer Sinn, es gab damals, kurz vor der geplanten Veröffentlichung, ein Vorabtape namens "The Last Astronaut", welches an diverse Plattenkritiker versandt worden ist.

Nun, wer lange sucht, wird manchmal auch fündig, was mir in diesem Fall, dank dem Internet und der Musiktauschbörse Napster, gelang.Mit "After the Astronaut" mögen die BUTTHOLE SURFERS augenscheinlich andere Wege beschritten haben, aber dem ist eigentlich nicht wirklich so.

Nachdem Worm eine schwer rockende Scheibe war und sich von daher auch von ihren Vorgängern unterschied, brachte "Larryland" recht melodiösen Independent-Rock. "Astronaut" ist nun sehr stark von elektronischer Musik durchzogen, wobei ja bereits "Pepper" vom letzten Album in diese Richtung liebäugelte.

Dennoch kommt diese Platte näher an das frühere Schaffen der BUTTHOLEs heran, als es zunächst scheint. Um genau zu sein, erinnert einiges an solche Meisterwerke wie "Rembrandt Pussy Horse" oder gar "Locust Abortion Technican".

Hier seien die Stücke "I don't have a problem" und "Last Astronaut" genannt. Auch die Gesangsweise geht wieder mehr in die alte Richtung, singt Gibby Haynes doch nur bei dem göttlichen "Jet Fighter" und bei "Venus" mit seiner richtigen Stimme, letzteres wird gar gerapt.

Der Rest wird in alter Manier mit Kehlkopfmikrophon und diversen Stimmverzerrern entstellt. Trotz massivem Einsatz von Samples, Decodern, Loops, Scratching und was weiß ich was, jault und sägt aber auch stets die typische Paul Leary-Gitarre rein, so dass man doch immer wieder unverkennbar die BUTTHOLE SURFERS raushört.

Hier wird nirgendwo mit Elektronik gespielt, sie wird eher konsequent in den BUTTHOLE-Kosmos integriert. Wenn z.B. bei dem Song "Imbuya" ein PRODIGY-Sample von "Firestarter" verbraten wird, zeigen die SURFERS hier, wie man in einen derartigen Song wirkliche Härte, fernab von jedem trendkompatiblen Rumgekaspere, bringen kann.

Die BUTTHOLE SURFERS brauchen nicht so zu tun, die sind so. Der Song "They came in" ist von seinen Strukturen wesentlich massenkompatibler und wurde entsprechender auf dem Soundtrack zu "Mission Ipossible 2", als einziger dieser Session, veröffentlicht.

"Turkey and dressing" schließlich, dürfte wohl das Stück sein, was BS Puritaner hören wollen. Ein gewissenloser Kracher, ganz in der Manier der BUTTHOLEschen Frühphase. Fakt ist, der Song steht weniger im Kontext der gesamten Platte.

Fakt ist aber auch, dass "After the Astronaut "eine hervorragende Scheibe ist, die selbsternannten Elektronikgegnern durchaus die Augen öffnen kann. Wer die geraume Zeit und die Onlinekosten nicht investieren will, sich die 12 Songs bei Napster zu suchen und runterzuladen, dem kann ich die CD gegen 13,—DM Aufwands- und Portokosten auch brennen und zuschicken.

Kontakt hierfür NUR über mich, nicht über's Ox! (HumanCannonball@gmx.de)