PROMISE RING

Woodwater CD

Mir kommt´s vor, als sei seit dem letzten PROMISE RING-Album eine halbe Ewigkeit vergangen, und ich denke, für die Band selbst wird es ähnlich sein: weit über zwei Jahre sind seit dem letzten Album "Very Emergency" vergangen und man kann froh sein, dass es die Band überhaupt noch gibt, denn Frontmann Davey von Bohlen musste ja bekanntlich wegen eines Tumors am Gehirn operiert werden, was seinerzeit zu einer kurzfristigen Absage der Europatour führte und der Karriere der Band, die damals schon kurz vor dem Durchstarten war, einen Knick versetzte.

Wie auch immer, all das ist vergessen, Davey ist wieder fit, scherzt, die Ärzte hätten ihm all die schnellen Songs aus dem Kopf gestohlen, man verließ das langjährige Label Jade Tree und wagt mit dem Epitaph-Sublabel Anti- einen Neuanfang.

Brüche also allenthalben, und da passt es, dass "Woodwater" ein ganz anderes PROMISE RING-Album geworden ist als alle zuvor. Aufgenommen erstmals außerhalb der USA, in England, in einer sich über zwei Monate hin ziehenden Studiosession, mit neuem Produzenten - es wäre ein Wunder gewesen, wäre sowas spurlos an der Band vorübergegangen.

Mein erster Eindruck: Wow, ist die Platte ruhig geworden! All die latent punkrockige Härte ist verschwunden, dafür haben die sanften, zarten Songs die Oberhand gewonnen, und während sowas bei Bands, die in Sachen Songwriting nicht wirklich erstklassig sind, gerne mal in die Hose geht, scheinen Davey & Co.

hier ihre wahre Berufung gefunden zu haben. Ja, "Woodwater" ist ein klassisches Gitarrenpop-Album, das aber nie die Grenze zum belanglosen Charts-Trash überschreitet, sondern in gewisser Weise nur ein weiterer Aspekt jener Band, die vorher einfach drei andere Platten aufgenommen hat.

Uschi, meine In-House-Expertin in Sachen PROMISE RING, meinte, "Woodwater" sei ganz klar besser als das ihrer Meinung nach etwas unrunde "Very Emergency", und ehrlich, die muss es wissen, so oft wie sie die alten PR-Platten gehört hat.

Meine Faves sind hier der Opener "Size of your life", der sofort ins Ohr geht, das wunderschöne, sehr ruhige "Become one anything one time" und gerade auch das völlig durchgeknallte "Say goodbye good", das Lästermäuler in meinem Umfeld mit "USA For Africa" verglichen haben: eine kitschige Bombast-Ballade mit beinahe überladener Instrumentierung und zum Ende hin sogar schwarzen Soul-Backingvocals.

So was muss man sich erstmal trauen, das ist einfach völlig over the top. Fazit: "Relaunch" gelungen! Achtung: Die Platte wird erst Anfang April erscheinen!