NOTWIST

Neon Golden CD / Pilot MCD

Der Weg, den NOTWIST gehen würden, hatte sich bereits bei ihrer letzten Platte "Shrink" abgezeichnet: weg vom herkömmlichen Gitarrensound, hin zu Beats und Elektronik. Somit lässt sich inzwischen wohl eher schwer vermitteln, wo die Wurzeln dieser Band eigentlich liegen, die Anfang der 90er wirklich perfekt in den ursprünglichen Rahmen dieses Heftes gepasst haben.

Nach "Torture Day" und "Chemicals" befindet sich mit "Pilot" mal wieder einer dieser typischen NOTWIST-Überhits auf "Neon Golden", ansonsten wirkt die Platte im ersten Moment doch sehr lasch und extrem poppig.

Die Brüder Acher machen aber zu lange Musik, um sich hier einen kreativen Offenbarungseid zu leisten, denn hier sitzt wirklich jede Note und jeder Effekt. Selten habe ich in letzter Zeit so eine fast schon eine stabsmäßig durchgeplante, pointierte Platte gehört, die vielleicht etwas unterkühlt wirken mag, aber nicht emotionslos ist.

Mit "Neon Golden" ist NOTWIST die Platte gelungen, die SHARON STONED oder die HIP YOUNG THINGS nicht mehr in der Lage zu machen waren. Pop, der sich dieser Bezeichnung nicht schämen muss, und der schon alleine wegen des nach wie vor kantig-teutonischen Gesangs eine ganz eigene Note besitzt.

Insofern kann man ihnen ihren momentanen Erfolg wirklich gönnen. So gut mir die Platte auch gefällt, so komplett überflüssig ist die dazugehörige Maxi-CD von "Pilot", die wohl wirklich nur irgendwelche Radio-DJs benötigen.

"Pilot" gibt es in einem sogenannten "Radio-Edit" plus zwei Remix-Versuche, eine höchst uninspirierte, belanglose Angelegenheit, die meine Abneigung gegen bestimmte elektronische Musik noch steigert, was die Macher wahrscheinlich anders sehen werden.