SIGUE SIGUE SPUTNIK

Piratespace CD

Mitte der Achtziger war das Leben manchmal ganz schön schwierig. Da gab es Pershing-Raketen, weiße Lederjacken mit Schulterpolstern und hochgekrempelten Ärmeln, Denver Clan und Chart-Musik, für die eigentlich Notstandsgesetze fällig gewesen wäre.

Musik hörte man im Radio, auf schwarzen Scheiben, oder auf selbstgebrannten CDs, die damals noch Kompakt-Kassetten hießen. Und auf einer solchen Kassette war es damals drauf: "Love Missile F-11"..

Das war eine unglaubliche Synthesizer-Post-Wave-Nummer von einer Bande Typen in Plastikanzügen und bunten Irokesen auf dem Kopf. Sie sangen: "US bombs cruisin´ overhead/There goes my love rocket red/Shoot it up.../Shoot it up...!" Sie waren in der Bravo, in der Hitparade und sangen im Film "Ferris macht blau".

Und zwar immer wieder "Love Missile F1-11". Kein Wunder, denn allein dieses Lied gab der Band um Ex-GENERATION-X-Mann Tony James die Berechtigung, am Ende der New-Wave-Ära noch einmal so durch die Gegend zu rennen.

Kurz danach legten sie dann noch eine Rakete nach. Die hieß "21st Century Boy" und klang beinahe genauso wie der erste Hit. Der gesamte restliche Output interessierte niemanden, die ironischen Plastik-Punker verschwanden - und niemand hat es gemerkt.

Bis jetzt. Trend-Scouts, Werber und Modedesigner holen zurzeit ihre alten Lederjacken mit den hochgekrempelten Ärmeln raus, erzählen, dass Pilotenbrillen, Oberlippenbärte und Denver Clan cool sind und planen das nächste große Ding: Die Rückkehr der Achtziger.

Irgendwer muss sich dabei auch an SIGUE SIGUE SPUTNIK und Tony James erinnert haben, der Anfang der Neunziger kurzzeitig mal bei SISTERS OF MERCY aufgetaucht war. Zumindest sind sie wieder da, neues Album, Tour durch Deutschland, haben bunte Haare und singen immer noch vom 21.

Jahrhundert. Also von Computerviren, Cyberspace und Datentausch. Und da zu diesen Themen elektronische Schlagzeuge und Synthesizer hervorragend passen, klingt eigentlich alles wie früher, elektronischer Gothic-Sound vermengt mit einer zeitgemäßen Prise Ambient, etwas Trance und einer Runde TripHop plus Stromgitarren.

Einen Knaller wie "Love Missile F1-11" gibt es hier übrigens nicht. Und ein Achtziger-Jahre-Revival hoffentlich auch nicht.