SCREAMER

´79 - 81´ LP

Deutschpunk aus Zeiten, wo er noch neu, kraftvoll und vor allem, gut war. SCREAMER kamen aus Hamburg, waren verdammt jung, wie man auf den zahlreichen Fotos auf dem riesigen Ausklappcover sehen kann, und spielten diesen schön holprigen, wütenden und charmanten Punk, den ich auch an den frühen SLIME so schätze.

Und das kommt nicht von ungefähr, denn Gitarrist und Trommler von SCREAMER spielten später bei ebendiesen, während der Sänger dann unter anderem bei NAPALM und PUNKENSTEIN tätig war. Jetzt muss ich ehrlich sagen, dass ich außer ein paar Liedern von den letzteren nichts kenne, aber SLIME waren DIE Deutschpunk Band meiner Jugend.

Nie vergessen werde ich die entsetzten Augen meiner Mutter, als sie mein Geschichtsbuch mit der fetten "Deutschland muss sterben, damir wir leben können"-Eddingschmierei erblickte. Die nachfolgende Diskussion auch nicht.

Ach ja, das waren noch Zeiten... Das ein oder andere Riff oder einzelne Textfragmente, aber auch komplette Texte und Songs kommen einem irgendwie bekannt vor, wie das Anfangsriff von "Wahlrecht", welches dann später "Alle gegen alle" eröffnete.

Oder der Text zu "Pseudo", der aber bei SLIME musikalisch anders unterlegt wurde. "Demokratie" tauchte ebenfalls leicht verändert bei SLIME auf, und der absolute Dosenbier-Hit "Karlsquell" wurde fast eins zu eins übernommen.

Wer sich am "schlechten", meiner Meinung nach aber passenden Sound stört, soll halt weiterhin diesen überproduzierten, metalverseuchten oder rumpligen, klischeehaften Dreck hören, der so als Deutschpunk verkauft wird, und dessen man sich schämen muss, dieses Wort überhaupt zu benutzen.

Das hier ist das Original, und ein paar Jahre später konnte man den Deckel zum Thema Deutschpunk eh zumachen. Also: Dose Bier aufreissen, die Einrichtung kaputtpogen und den Stinkefinger ganz hoch in die Luft strecken.

Großartige Platte.