BANGLES

Doll Revolution CD

Die Achtziger. Derzeit beliebtes Material für müllige Revival-Shows auf noch mülligeren Privatsendern, die Erinnerungskrücken liefern für fett gewordene Menschen über 35, die beim Klang der Lieder ihrer Jugend feuchte Augen bekommen und damals das Fundament legten für ihre heutige armselige Existenz.

Und die BANGLES sind Teil dieses Erinnerungsoverkills, ob sie das wollen oder nicht. Ich denke, man kann die BANGLES gar nicht wirklich verstehen oder schätzen, wenn man nicht "Manic monday", "Walk like an Egyptian" und "Hazy shade of winter" im Frühstücksradio gehört hat, 1985,'86,'87.

Jede Musik ist nunmal irgendwie typisch für die Zeit, in der sie entstand, und dabei waren die BANGLES anno 1985, als ihr zweites Album "Different Light" erschien, noch beinahe sowas wie eine Underground-Band, kamen sie doch, 1981 gegründet, aus der Paisley-Underground-Szene von Los Angeles, über die just in diesem Heft auch Steve Wynn von DREAM SYNDICATE parliert.

Und es war und ist diese Verwurzelung in dieser Szene, die es damals und bis heute möglich machte, dass allenthalben gestandene Punkrocker beim Hören der BANGLES schwach wurden - ähnlich wie bei den GO-GO'S, der anderen Girl-Group, welche die LA-Underground-Szene der späten Siebziger und frühen Achtziger hervorgebracht hatte.

1989 war dann Schluss bei den BANGLES, man bzw. frau ging getrennter Wege und fand erst 2000 wieder zusammen - mit dem Resultat dieses Albums. Über das ist nun schon eine Menge geschrieben worden, und ja, es stimmt, "Doll Revolution" knüpft auf wunderbare Art am flowerpoppigen BANGLES-Sound der Achtziger an, ohne dabei "out of time and place" zu wirken.

Gute Popmusik ist eben zeitlos, und perfekte Pop-Musik ist es, die die Peterson-Schwestern Debbi und Vicki zusammen mit Frontfrau Susanna Hoffs und Basser Michael Steele hier aufgenommen haben.

"Something that you said", die Single, ist dabei ganz klar der Hit der Platte, was nicht heißen soll, dass die anderen 14 Tracks merklich schwächer wären. Weniger schön ist lediglich die Gestaltung: Ein Viertel des Backcovers wird von großflächiger "Copy controlled"-Propaganda verunziert, und auch das Cover "ziert" ein entsprechendes Logo.

Komisch nur, dass die tolle Technik es meinem iBook trotzdem erlaubt - zu rein privaten Sicherungszwecken natürlich - die Songs auf Festplatte zu ziehen ... (8/10)