NORDEN

s/t CD

Aha, eine Platte mit gut 50% Liebesliedern oder zumindest verkappten, die verklausuliert über Beziehungsprobleme hinwegtäuschen sollen. Der Rest ist thematisch auch nicht weit von persönlichen Problemen entfernt (Ausnahme: "120 Milliarden Tonnen").

Aha, soso! Nix Politik? Wenigstens etwas Horror? Stimmung, gute Laune? Nein, nichts von alledem?! Warum diese CD dann trotzdem eine konstante Woche bei mir im Auto lief, wird sich nicht einfach damit erklären lassen, dass es da keine andere Scheibe gegeben hätte, denn es gab sie.

Wer allerdings das selbe spürt wie ich, bei "In Deinem Zimmer", "120 Milliarden Tonnen", "Lieber kalt" oder "Wenn die Bremsen versagen", der wird verstehen und sich eher fragen, warum es "nur" eine Woche war (aber ich nehm' sie morgen wieder mit).

Nach dem Ausscheiden von Bärbel wieder eine echte Hamburger Hoffnung, die sich einreiht in die Riege der Bands, bei denen die Gitarren stets den Ton angegeben haben. Als Hausnummer würde ich frühe Noise Annoys, Bärbel, Art Of Tin Toys, Sheep on a Tree nehmen und eine Portion Härte draufpacken, denn Norden sind tighter als der Rest.

Eine fette Gitarrenwand fräst sich durch geradlinige Songs, die genau die fiesen kleinen Melodien besitzen, die sich in deine Gehörgänge bohren. Wem das Riff von "Herzlos" bekannt vorkommen sollte, der wird entweder schlaflose Nächte haben oder aber gleich nach den Platten einer der Besten SST-Bands greifen.

Wir betrachten das nicht als geklaut, wir werten das als ehrfürchtige Verbeugung! Textlich alles sehr persönlich, aber ohne jegliches Gefasel und einfach auf den Punkt gebracht. Nach dem zweiten Hören wirst du ebenfalls mitsingen.

SEHR groß, auch blind in Hamburg einzuordnen, wo selbstverständlich die Bandinzucht wieder ihr Unwesen treibt. Definitiv eine der besten Platten dieser Tage!