NICE NICE

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Nach dem ersten Hören war erst mal tief Durchatmen angesagt, einerseits aufgrund der Genialität dieser Musik, andererseits, weil ich hier vor dem Problem stehe, unbeschreibbare Musik in Worte fassen zu müssen.

NICE NICE sind Mark Shirazi, der hauptsächlich hinterm Schlagzeug sitzt, aber auch Mülleimer, Dosen und andere Gefäße bearbeitet, der zweite Mann, Jason Buehler, hat zwar meist die Gitarre umgehängt, schnappt sich aber auch schon mal verschiedene Effektgeräte, ein Megaphon oder auch schlicht das Radio (!).

Das Album wurde komplett live aufgenommen und kommt völlig ohne Overdubs aus, und wer auch nur kurz in die Songs reinhört, wird spätestens jetzt nicht mehr aus dem Staunen herauskommen, hier müssten eigentlich mehr als vier Arme und Beine im Einsatz sein.

Mit den fast komplett instrumental gehaltenen Songs - allein eine durch das Megaphon arg verfremdete Stimme und das Radio durchbrechen dies sehr spärlich - und ihrem symphoniehaften Charakter, wirken NICE NICE wie der völlig verrückte, manisch kranke und immer verheimlichte Zwillingsbruder so mancher Constellation-Band.

Zwar sind viele der 16 Tracks ebenfalls in ruhigen Gefilden angesiedelt, in denen sich Klänge zu einer Collage aufbauen, verlieren sich aber nie in den epischen Breiten von Bands wie GODSPEED YOU BLACK EMPEREOR, oder schwingen sich gar zu einer "Schönheit" auf, wie eben GYBE und Umfeld es tun.

In die harmonischen Arrangements streuen sie, ähnlich wie FLY PAN AM fiese Störgeräusche ein, oder lassen zumindest im darauffolgenden Song einen Kontrast aufkommen. NICE NICE atmen die stickige Luft der Dekonstruktion und Verwirrung, spielen dabei leichtfüßig mit der Weisheit, dass Genialität und Wahnsinn eng beieinander liegen.

(43:47) (8)