ACCIDENTS

All Time High CD

Hätte ich nicht gedacht, dass ich mal freiwillig eine Platte einer Band besprechen würde, die pomadisiert, tätowiert und mit weißen Hemden und schwarzen Hosenträgern posiert und zu allem Überfluss auch noch aus Schweden kommt.

Und dass ich die dann auch noch gut finde. Normalerweise tauchen bei solchen Bands immer Begriffe wie "Hell", "Road to irgendwas" und "Rock" auf und sie wollen immer da hin, wo die "Action" ist.

Und weder will ich da hin noch mit irgendwelchen Menschen was zu tun haben, die das Wort "Rock" inflationär positiv benutzen. Bedeutet nämlich meistens nur lahme Hardrock-Scheiße mit so lächerlichen Klischees, die ich mittlerweile beinahe noch schlimmer finde als bärtige Emos und verfilzte Rastahippies.

Was das mit den ACCIDENTS zu tun hat? Zum Glück gar nichts, denn die sind trotz ihres Äußeren richtig großartig. Statt furchtbarem Glamrock gibt's hier Rock'n'Roll und Punkrock. Und das in einer unverschämt mitreißenden Mischung.

Der Rock'n'Roll gibt die eingängigen Melodien und den Rhythmus vor, und der Punkrock sorgt für die nötige Energie. Auch wenn die ACCIDENTS größtenteils ordentlich Gas geben, kennen sie sich in der Musik der Fünfziger aus, so dass ihre Songs eigentlich wie die einer in schicken Anzügen gekleideten Rock'n'Roll-Band klingen, deren Mitglieder aber alle dringend auf Klo müssen oder kurz vor der Verhaftung wegen übermäßigen Pomade-Missbrauchs stehen und es deswegen ein wenig eilig haben ihr Repertoire vorzutragen.

Dass sie dann auch wissen, was Doo Wop ist, versteht sich hoffentlich von selbst. So einige Singles und eine 10" haben die ACCIDENTS - deren Mitglieder übrigens auch bei den von mir überaus geschätzten GENOCIDE SS und den von mir nicht übermäßig geschätzten VOICE OF A GENERATION musizieren - schon rausgebracht, und ich überlege ernsthaft, meine Resthaare ordentlich vollzuschleimen, bevor ich mich auf die Suche nach den Dingern mache.

(28:42) (08/10)