RADIO 4

Stealing Of A Nation CD

Es gibt Tage, da ist man für seine Existenz als Musikschreiber dankbar. Das sind Tage, an denen man zum Beispiel Wochen vor Release das neue RADIO 4-Album in der Post findet, es gierig in den CD-Player schiebt und ab diesem Zeitpunkt eine neue Lieblingsplatte hat: Einmal gehört, lässt einen "Stealing Of A Nation" nicht mehr los, ist der Nachfolger von "Gotham!" noch catchier geworden, und war man beim ersten Durchlauf noch alarmiert ob der dicken Dance-Beats, hat man es bei jedem weiteren Anhören nur noch mit einer Abfolge von Hits zu tun - das erklärte Ziel der Band, nur noch Unikate aufzunehmen, wurde erreicht.

"Stealing ..." ist Dance-Punk par excellence, vereint alle Elemente, die RADIO 4 bislang schon zu einer Ausnahmeband machten - die Funkyness, das Frühachtziger-Postpunkige, die Dub-Lastigkeit - mit einer neuen, prägnanten, sehr elektronischen Disco-Edge, die sich vor allem mittels dicker, aber nie übertrieben oder fehlplatziert wirkender Beats bemerkbar macht.

Los geht die Platte mit "Party crashers", dem wohl direkten Nachfolgehit zu "Underground", gefolgt vom nicht minder mitreißenden "Transmission", dann zwei Songs weiter das kickende "The death of American radio", gefolgt vom düsteren "Nation" (mit der Textzeile "politics like cancer"), dem federnden, leichten "Absolute affirmation", dem Disco-Smasher "(Give me all your) Money", dem auch THE CLASH zu Ehren gereichenden, reggaelastigen "Shake the foundation" und schließlich dem schleichenden "Coming up empty" als Rausschmeißer.

Eine Platte von ungeheurer Intensität, mit der sich RADIO 4 bei ihrem gerade mal dritten Album schon in einer Weise gesteigert haben, dass man sich als Fan ängstlich fragt, wie man da noch einen drauf setzen will.

"Stealing Of A Nation", da klingen Album- wie Songtitel nicht nur wie politische Statements, da sind sie das auch, denn RADIO 4 aus Brooklyn sind zornig und engagiert zugleich, ist allein schon das reduzierte, comicartige Cover ein Statement, das zu vielfältiger Interpretation einlädt.

Eine exzellente Scheibe, für mich schon jetzt eine der besten dieses Jahres. (50:34) (10/10)