HOPE OF THE STATES

The Lost Riots CD

Manchmal erhält eine vermeintlich tragische Musik ihre wahre Tragik erst durch sie betreffende Ereignisse. So, wenn man z.B. den Opener des HOPE OF THE STATES-Album vor dem Hintergrund des Selbstmordes des Gitarristen kurz vor dem Release anhört.

Dann wird dieses Stück beinahe zu einem infernalischen Schauspiel, in dem man GODSPEED YOU BLACK EMPEREOR auf drei Minuten gezwängt und die Streicherarrangements mehr in den Vordergrund gerückt hat.

Eine Affinität zu manchmal auch mit Kitsch versehenen Streichern, die gerne dick aufgetragen werden, bewahren sich HOPE OF THE STATES auch in den folgenden Stücken. Doch was sich erst wie eine radiotaugliche Version von GYBE andeutet, schwenkt dann doch mehr zum klassischen Indierock, der aber die orchestralen Momente nie ganz ablegt.

Der düstere, manchmal an Space-Prog im Stile MOGWAI erinnernde Gesang ist zwar erst gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber schnell seinen dezenten Charme. Gerade wie dann auch die Silben gezogen, einzelne Wörter betont werden und die Gitarren arrangiert werden, drängt sich der Vergleich mit COLDPLAY auf.

Natürlich besitzen HOTS nicht deren Leichtfüßigkeit und aufkeimende Hoffnung, welche die Melancholie durchbricht, aber sie wirken wie der lange verschwiegene, düstere, böse Bruder. Man fragt sich bei all diesem Schwermut, den depressiven Untertönen und dem manchmal zu dick aufgetragenen Pathos, wie die Band wohl jetzt nach dem Suizid klingen mag.

Man möchte sich das aber alles gar nicht ausmalen, denn über die gesamte Länge des Albums sind die HOPE OF STATES auch mit diesem Album bereits nur schwer ohne ausgeprägte depressive Grundeinstellung durchzuhalten.

Diese inhaltsschwangeren Songs erdrücken einen zwischendurch doch immer mal wieder und die Briten bewegen sich von Song zu Song auf Messers Schneide, wobei sie leider manchmal abrutschen und zu überladen und kitschig werden.

Und in dieser Frage kann ein kleiner Fehltritt bereits ein ganzes Album verpfuschen- (65:40) (06/10)