DETROIT COBRAS

Baby

Was haben wir den DETROIT COBRAS nicht alles zu verdanken. Sie waren es, die Ende der Neunziger ein schon fast vergessen geglaubtes Rezept in einer verstaubten Truhe in einer heruntergekommenen Detroiter Garage fanden, es musikalisch umsetzten und damit den Hype um diese Stadt und den damit verbundenen Rock'n'Roll in Gang brachten.

Sie pumpten den Soul zurück in den leblosen Körper des Garagen-Rock. Ein Vorgang, der eine enorme Wirkung in den Reihen der internationalen Garagen-Zunft hinterließ. Bands wie die DIRTBOMBS, FLASH EXPRESS oder TOKYO SEX DISTRUCTION profitierten von diesen Erkenntnissen und setzten sie ebenfalls erfolgreich in ihrer Musik um.

Was die DETROIT COBRAS allerdings von diesen und einer Unzahl anderer artverwandter Bands abhebt, ist die verehrungswürdige Stimme ihrer Frontfrau Rachel Nagy. So unbeschreiblich sexy und voll beeindruckender Souveränität vermag sie selbst den abgegriffensten R'n'R-Klischees neues Leben einzuhauchen, und ich würde keine Sekunde zögern, ihr einen Platz zwischen Carla Thomas und Nancy Sinatra anzubieten.

Ebenso klassisch wie Rachels stimmliche Fähigkeiten, sind die musikalischen Wurzeln ihrer Band. Während deren frühe Veröffentlichungen doch überwiegend soulorientiert waren, führt sie ihre Mitstreiter nun stilsicher durch die gewaltige Musiklandschaft der Sechziger.

Soul, Rock'n'Roll, Blues und Country in ihrer ursprünglichen, unverfälschten Form, bilden das Fundament für einen jeden DETROIT COBRAS-Song und eine bessere Grundlage für ihren Sound hätten sie auch kaum wählen können, denn in der Gradlinigkeit und der Tiefe, die diese Stilrichtungen mit sich bringen, liegt auch ihre große Stärke.

Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, große Songs perfekt arrangiert und instrumentiert vorzutragen, das haben nur die wenigsten Bands wirklich drauf. Was dann unterm Strich bleibt, ist zumeist nur heiße Luft.

Es wird versucht Unzulänglichkeiten durch das Extreme zu kaschieren, doch das Resultat ist letztlich kläglich. Solche Probleme haben die DETROIT COBRAS nicht. Sie sind echt, ohne Schulterpolster und Brusthaartoupet.

Eine Rock'n'Roll-Band mit Seele, ausgeprägtem Traditionsbewusstsein und einer grandiosen Sängerin. Mehr kann man wirklich nicht verlangen. (31:40) (09/10)