EARTHLESS

Sonic Prayer CD

Es kommt ja doch immer mal wieder vor, dass man mit jemandem zusammen sitzt, mit dem man in den letzten Stunden gemeinsam so einige Flaschen geleert hat, und das Gespräch artet plötzlich entweder in politische oder musikalische Diskussionen aus.

Für Letzteres empfiehlt es sich, im richtigen Moment die Klappe zu halten und nicht zu verraten, dass man sich gerne in der ein oder anderen ruhigen Stunde gerne Platten anhört von - sagen wir jetzt mal - Frank Zappa, Neil Young oder Jimi Hendrix.

Sollte man das aber doch erwähnt haben, wird man angekuckt, als hätte man behauptet, Hitlers Autobahnen hätten auch ihr Gutes gehabt. Machen wir uns nichts vor. Sobald die Rede ist von einem fünfminütigem Gitarrensolo als Höhepunkt eines drei Mal so langen Songs, dann macht der gemeine Punkrocker dicht.

Nimmt man diesen Menschen aber bei der Hand und führt ihn ein in die hohe Schule der Musik- und Kompositionskunst der Hippies und Hippieartigen, ja, dann könnte es eventuell eine einschneidende Veränderung in seinem Leben geben.

Eventuell wirst du in Zukunft aber von ihm gemieden. EARTHLESS, das sind der Schlagzeuger der HOT SNAKES und CLIKATAT IKATOWI, der Bassist von ELECTRIC NAZARENE und ein Tourgitarrist von NEBULA.

Und diese drei haben für "Sonic Prayer" zwei je über zwanzig Minuten lange Instrumentalsongs aufgenommen, die das Bedürfnis wecken, sich schnellstens zu berauschen und "Sonic Prayer" in Endlosschleife zu hören.

Während "Flower travelin' man" mit seinem unverschämt groovigen und hypnotischen Schlagzeug- und Bassspiel eben an die schönsten Improvistionen erinnert, die Jimi Hendrix je vertont hat und einer grandios mitreißenden Sologitarre den nötigen Raum gibt, um über die ganze Länge den Song zu einem Zuhör-Erlebnis werden zu lassen, ist "Lost in the cold sun" in seiner an HAWKWIND und flottere BLACK SABBATH erinnernden Langsamkeit sperriger und auf Anhieb nicht ganz so überwältigend.

Aber auch hier nimmt einen der Groove und die einfach wundervolle Gitarrenarbeit irgendwann gefangen. Wer also mit Instrumentalmusik kein Problem und auch eine kleine Affinität zu ausufernden Gitarrensoli hat, sollte EARTHLESS eine Chance geben.

Ich habe das nicht bereut. (8)