BASTRO

Sing the Troubled Beast/Diablo Guapo CD

Ich weiß noch, wie man Mitte der 90er nach dem ersten phänomenalen TORTOISE-Album neugierig geworden war, was die Herren denn vorher schon alles fabriziert hatten. Klar, Doug McCombs war bei ELEVENTH DREAM DAY, aber was war mit den anderen? Dabei stieß man unweigerlich auf BASTRO, allerdings in erster Linie die Band von Ex-SQUIRREL BAIT/BITCH MAGNET-Gitarrist David Grubbs, wo dann MY DAD IS DEAD-Teilzeit-Schlagzeuger John McEntire mit einstieg, inzwischen in Chicago so eine Art Musikerlegende.

Mit TORTOISE hatten BASTRO allerdings nicht allzu viel zu tun, und gerade ihr 1989er Debütalbum "Diablo Guapo" ist eine recht holprige, konventionelle Ansammlung derben Noiserocks, der nicht wirklich überzeugend gealtert ist, da gab es und gibt es bessere Platten.

Das änderte sich aber mit "Sing the Troubled Beast" von 1990, eine Platte, die vielleicht kein uneingeschränktes Meisterwerk ist, aber eine mitreißende Dynamik und ein subtileren Umgang mit Noiserock - und natürlich auch irgendwie Punk und Hardcore - aufweist, wie man ihn auch bei MISSION OF BURMA, FUGAZI oder den Bands von Steve Albini finden kann.

Neben vertrackter Rhythmik und scharfkantigen Gitarrenattacken bleibt dann auch noch Platz für seltsame harmonischere Momente und experimentellere Töne, wie man sie bei David Grubbs' späterer Band GASTR DEL SOL finden kann.

"Sing the Troubled Beast" - auf der auch das spätere TORTOISE-Mitglied Bundy K. Brown zu finden ist - war somit durchaus Ausdruck eines typischen Homestead-Sounds Ende der 80er, den sehr viele Bands dieses Labels zu dieser Zeit besaßen und der nicht weit von den MISSION OF BURMA-Nachfolgern VOLCANO SUNS entfernt ist, der sich aber auch in andere Richtungen öffnete und auch heute noch seine extrem innovativen Momente besitzt.

Das merkt man vor allem beim letzten "Sing the Troubled Beast"-Song "Recidivist" mit seinen jazzigen Pianoklängen, von dem aus man lückenlos direkt zur ersten GASTR DEL SOL-Platte "The Serpentine Similar" von 1993 springen kann.

Insofern keine schlechte Sache, dass Drag City die beiden längst vergriffenen Alben jetzt in technisch aufgemotzter Form auf eine CD gepackt hat, wobei einen der Zeitpunkt dafür schon etwas wundert, den zur Hochzeit des TORTOISE/Postrock-Booms in Chicago wäre das vielleicht logischer gewesen.

(09/10)