MANDA & THE MARBLES

Angles With Dirty Faces CD

Schon eine irgendwie eigenartige Veröffentlichungspolitik: "Angels With Dirty Faces" erschien, in Europa beinahe unbemerkt, bereits 2004 auf dem (bandeigenen?) Label Sickhouse Records, wird jetzt aber nochmals auf dem neu gegründeten Label Addison Records veröffentlicht, wobei ich bezweifle, dass die Verbreitungsmöglichkeiten dadurch wirklich größer werden.

Warum Go-Kart Records, die ja 2002 den Vorgänger "More Seduction" veröffentlichten, hier nicht wieder involviert sind, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es wäre verdammt schade, wenn MANDA & THE MARBLES hierzulande weiterhin quasi unbekannt blieben.

Denn die aus Columbus, Ohio stammende Band hat mit "Angels With Dirty Faces" abermals ein Dutzend unwiderstehlich charmanter Songs aufgenommen, bei denen mir die Knie weich werden. Wie schon bei "More Seduction" wurden auch hier Powerpop, Punkrock und New Wave zu einer homogenen Mischung verschmolzen, aber nicht nur durch den Einstieg eines festen Keyboarders ist die Komponente Pop stark in den Vordergrund gerückt.

Und das bereichert die eh schon grandiosen Songs ungemein. Dazu noch die unglaublich schöne Stimme von Sängerin, Bassistin und Namensgeberin Manda und ich bin hin und weg. Besser kann Popmusik nicht klingen, kraftvoll und lieblich zugleich, mit Melodien, die man niemals wieder aus dem Kopf bekommt und einfach nur brillant instrumentiert.

Okay, bei dem balladesken "Seventeen" wird die Grenze zur herzzerreißenden Kitschigkeit nicht nur überschritten, sondern mit voller Kraft überrannt, aber wem bei einem Song wie "Simple things" nicht ein Schauer nach dem anderen über den Rücken läuft und das Wasser in den Augen steht, dem kann nicht mehr geholfen werden.

Die Einflüsse von Bands wie den BANGLES, den GO-GO'S, BLONDIE oder den AVENGERS - deren "Cheap tragedies" neben "Kids just wanna dance" von THE FAST CARS hier gecovert wird - sind zwar immer noch unüberhörbar, aber mit "Angels With Dirty Faces" sind MANDA & THE MARBLES selbst in diese Liga aufgestiegen und müssen sich keine Vergleiche mehr gefallen lassen.

Mit dieser perfekten Pop-Platte kann der Frühling kommen, ich werde dann wohl nichts anderes mehr hören. Höchstens zwischendurch mal "More Seduction". Und jetzt bitte, bitte mal auf Tour nach Europa kommen.

(10/10)