FOR AGAINST

Echelons CD / December CD

Wären FOR AGAINST aus Lincoln, Nebraska, Mitte der achtziger Jahre Teil der britischen New Wave/Post-Punk Clique gewesen und - da sie primär in ihrer Heimatstadt Konzerte gaben - nicht in der amerikanischen Diaspora geblieben, wären ihnen vermutlich das Schicksal im Bermudadreieck aus The Chameleons, Comsat Angels und Joy Division verschwunden zu sein erspart geblieben und eine breite Öffentlichkeit hätte eher Notiz von dieser hervorragenden Band genommen.

Das Label "Words on Music" hat dies erkannt und ihre beiden Erstlingswerke neu auf CD herausgebracht. Bereits 1985 erschien ihre Debüt-Single "Autocrat" - ein Song den man INTERPOL für "Antics" gewünscht hätte - sowie dem Stück "It's a lie".

"Autocrat" würde mit seinem dunklen Basslauf einem Peter Hook zu Zeiten von JOY DIVISION zur Ehre gereichen: dunkel und treibend - das Ganze flankiert von einer klaren und schneidenden Gitarre mit viel Hall.

1987 erschien das Debüt-Album "Echelons" - auf der sich beide Stück wieder finden - auf dem renommierten Label Independent Project Records (u.a. SAVAGE REPUBLIC, CAMPER VAN BEETHOVEN, DECEPTION BAY, SCENIC) und hätte doch musikalisch in das Konzept von Factory Records gepasst: der treibende Bass und die klare Stimme von Jeffrey Runnings (Bass, Keyboards, Gesang) - deren Timbre sich nahtlos als Gesangspart bei Bands wie MARQUEE MOON, THE MODERN DANCE oder THE CAVES eingefügt hätte und eben genau diese musikalischen Assoziationen weckt - sowie das kühle und fast distanziert wirkende Gitarrenspiel von Harry Dingmann, der 1990 die Band verlässt, um THE MILLIONS zu gründen - führt durch alle neun Songs direkt in das Herz britischen Postpunks (gegenwärtig fallen mir nur noch M 4 Manikin aus Austin, Texas, mit ihrer aktuellen Single "Disconnected" aus der Riege der US-amerikanischen Bands ein, die nicht nur gekonnt implizit den durch JOY DIVISION vorgezeichneten Weg beschreiten, sondern auch gekonnt explizit mit ihrer fast über Gebühr respektvollen Coverversion von "Shadowplay"): sinister und zeitlos.

"Echelons" erhielt einen Grammy für das aufwendig gestaltete Artwork von Bruce Licher: ein schwerer Karton mit einem Büschel Stroh. Songs wie "Get on with it" und "It's a lie" oszillieren jenseits simplen Plagiarismus zwischen JOY DIVISION und ECHO & THE BUNNYMEN.

"Daylight" hätte auch eines der besseren Stücke vom ersten THE CURE-Album sein können. "Autocrat" erinnert an WARSAW, wenngleich die helle Stimme von Jeffrey Runnings nichts gemein hat mit der von Ian Curtis, sich gleichwohl aber perfekt und ganz eigenständig in die Musik von FOR AGAINST einfügt.

"Echelons" ist bereits als CD-Reissue erschienen, und im Spätsommer wird das Album "December" aus dem Jahre 1988 neu erscheinen, das allerdings eher die poppigere Seite der Band beleuchtet und Reminiszenzen an KITCHEN OF DISTINCTION oder THE PALE SAINTS weckt.