DEAD 60S

s/t CD

Ich lasse mich ja immer gerne überraschen, aber dass RADIO 4 unter anderem Namen mal eben eine neue Platte eingespielt haben, das verwundert dann doch. Komisch, ich hatte davon im Vorfeld gar nichts mitbekommen.

Fünf Minuten Internetrecherche später bin ich nur noch verblüffter: Das hier ist gar kein neues RADIO 4-Album, sondern die perfekte RADIO 4-Coverband. DEAD 60S nennen sich die Engländer hier also, verschweigen im Booklet aber ihre Namen ...

2002 in London gegründet, berufen sich die jungen Burschen auf THE CLASH, THE SPECIALS und Lee "Scratch" Perry, den legendären Dub-Meister, und auch wenn es an diesen Vorbildern nichts auszusetzen gibt, so muss man sich schon fragen (und die Band bei Gelegenheit auch mal), warum, verdammt, der auch auf der Single von 2004 enthaltene Opener "Riot radio" nicht nur mit "Radio" im Titel daherkommt, sondern auch wie ein 1:1-Rip-Off von RADIO 4s "Dance to the underground" klingt, ja sich mit einem etwas stärkeren Dub-Einfluss an "Gotham!" entlang hangelt.

Und nein, das bilde ich mir nicht nur ein, das wurde soeben auch an einer freiwilligen Testperson hier aus dem Haushalt erprobt: "Oh, was neues von RADIO 4?" No, not exactly ... Nun denn, sieht man also mal vom Fehlen eines eigenen Stils ab, ist das Debütalbum der im hype-verseuchten England schon hoch gehandelten Gruppe, die auch schon mit den ähnlich eigenständigen THE BRAVERY auf Tour waren, eine ganz okayne Angelegenheit: Dubbiger Retro-Pop mit CLASH-Anleihen und den unvermeidlichen GANG OF FOUR-Anleihen hier und da, sehr transparent produziert.

Was fehlt, ist jede Form von Eigenständigkeit, das ist so wie Piss-Bier à la Heineken zu trinken: Erfüllt seinen Zweck, wenn nichts anderes zur Hand ist, aber aus Überzeugung tut man das nicht.

Aber besoffen wird man doch davon, und nach dem dritten Becher respektive Song ist einem auch schon wieder fast alles egal ... (35:47) (07/10)