ORGAPHONICS

Sunset Rider CD

Retro ist cool, wenn alle anderen nicht retro sein wollen und auf Indie oder Stylie oder Schmusie stehen. THE ORGAPHONICS sind ziemlich cool, haben sie mit alledem doch reichlich wenig am Hut. Sie sind mit einem Big Wave-Album am Start.

Mit "Sunset Rider" bestätigt das ultimative Surflabel Kamikaze Records mal wieder sein ausgewiesenes Gespür für die beste Surfmusik aus deutschen Landen. Die ORGAPHONICS legen ihr erstes Release bei Kamikaze vor und betreiben dabei einen erheblichen Aufwand, um einen authentischen Sound zu erreichen.

Dabei wird die Liebe zum Detail nicht nur an den vierzehn ausgefeilten Surfklassikern spürbar - obwohl es natürlich keine Klassiker sind, sondern erst noch werden wollen -, sondern vor allem an der Instrumentierung des gesamten Albums.

Komplett auf original Sechzigerjahre-Equipment eingespielt sind es die alten Fender-Gitarren, die Röhren-Amps und die Orgel von Mr. X, die für den fantastischen, von Farfisa-Klängen unterlegten Sound sorgen.

Selbst dem skeptischen Hörer wird ein mehr als nur ordentliches Surfmusik-Album beschert. Wenn man "Pulp Fiction" mag, sich an den Soundtrack erinnert und ein paar gitarrenbetonte Instrumentalstücke im Ohr hat, dabei den gestylten Travolta vor sich sieht, der lässig mit seinem Compañero zu seinem nächsten Job geht - irgendwo fahren ein paar Jungs mit Surfboards vorbei, Gitarren und - nein, nicht die BEACH BOYS - "Surf Rider" von ...

Nein, das sind auch nicht die TORNADOS, es ist besser, es sind die ORGAPHONICS, die da aus dem Lautsprecher tönen. Gitarren, Farfisa. Irgendwann haut einen dann "Sad survivor" von den Füßen.

Sehr cooles Album. Weiter. Das Wasser plätschert am Strand, die Welle kommt schneller als in den Sechzigern und die Gitarren haben mehr Drive. Im Intro "First place knockout" hört man es vielleicht schon und die anderen Stücke machen es zur Gewissheit: das LoFi-Equipement der Sechziger macht den ORGAPHONICS-Sound des Spätsommers.

Warten auf die Big Wave ist angesagt, "Sunset Rider" verkürzt die Zeit. Irgendwo im Hintergrund hört man ein wegfahrendes Motorrad das Wellenrauschen übertönen und Travoltas Stimme mit "Zed's dead, baby, Zed's dead" klingt einem noch im Ohr ...

(32:57) (8)