HELLDORADO

The Ballad Of Nora Lee CD

Kollege Kerpen war vom letzten Album der Norweger zwar nicht wirklich angetan, doch mir kann es im kalten, nassen Herbst gar nicht mollig und pathetisch genug sein. Und oh ja, in dieser Hinsicht haben HELLDORADO sicher keinen Nachholbedarf: Hier schluchzen die Geigen, knödelt Frontmann Dag S Vagle mit reichlich amerikanischem Akzent, fiedeln die Gitarren dramatisch, dass das wohl manch einem zu emo sein mag.

Mir freilich läuft dieser von reichlich Amerikana geprägte "Northern Rock" sehr gut rein, zwischen 16 HORSEPOWER, GUN CLUB, Nick Cave und MADRUGADA ist noch ein Plätzchen frei im Regal, und so darf die Orgel dröhnen, dürfen die Gitarren Westernmotive zitieren und auch mal Chris Isaak-like schmachten, ja an mancher Stelle wie etwa bei "Helltown" blitzt auch mal die Erinnerung an Roky Erickson auf.

Man merkt, die Norweger mit dem exzellenten Namen haben die richtigen Platten gehört, von countryesker Schnarchigkeit findet sich hier keine Spur, dafür wird bisweilen schon richtig nachdrücklich gerockt, und das erstaunt ja dann doch bei einem Label, das zwar honorig ist, dessen Releases in den letzten Jahren aber doch manchmal den Eindruck erweckten, man müsse mindestens vierzig sein, einen Bart haben und einen schwarzen Familienkombi fahren, um noch zur Zielgruppe zu gehören.

"The Ballad Of Nora Lee" weist im Übrigen die nötige perfekte und sehr transparente Produktion auf, die einer so reich instrumentierten Platte angemessen ist. Tip! (45:51) (08/10)