KING CRIMSON

Absent Lovers: Live In Montreal 1984 2CD / The 21st Century Guide To King Crimson Vol. 2 4CD

Die Rückkehr von Progrock ist ja schon anderer Stelle diskutiert worden, was man auch immer davon halten mag. Schön ist jedenfalls, dass man sich erneut auf die Urväter des Genres besinnt, nämlich KING CRIMSON, die Rockmusik als solche revolutioniert haben, und deren Back-Katalog gerade neu aufgelegt wurde.

Die stärkste Phase der Band war sicherlich die von 1969 bis 1974, wo als vorläufiger Endpunkt mit "Red" eines der besten Alben entstand. 1981 reformierte man sich dann, allerdings eher zufällig, denn die neue Band von Robert Fripp sollte erst "Discipline" heißen, bestehend aus Tony Levin, Bill Bruford und Adrian Belew.

"Discipline" blieb dann als Plattentitel erhalten, die Band hieß allerdings wieder KING CRIMSON und nahm mit "Beat" und "Three Of A Perfect Pair" bis 1984 noch zwei weitere Platten auf, um dann für zehn Jahre erneut auf Eis gelegt zu werden.

Seitdem wurden unzählige Liveplatten von Crimson veröffentlicht, die Beste ist nach wie vor "Absent Lovers", die das erste Mal 1998 erschien - das Konzert stammt allerdings von 1984 - und die 80er-KING CRIMSON von ihrer stärksten Seite zeigt.

Insgesamt 18 Stücke, darunter fast das komplette "Discipline"-Album und sehr viel von "Beat" und "Three Of A Perfect Pair", aber leider nur sehr wenige ältere Songs wie etwa "Red" oder "Larks' tongues in aspic", die allerdings sehr kraftvoll rüberkommen.

KING CRIMSON präsentieren sich in dieser Phase als eher straighte Rockband, die natürlich immer noch die typischen vertrackt rhythmischen Strukturen und disharmonischen Gitarrenriffs aufweist, aber leichter verdaulich ist als auf ihren Frühwerken.

Darunter findet sich mit dem sehr schönen "Matte Kudasai" ein erstaunlich ruhiger, harmonischer Song, der für Crimson-Verhältnisse erschreckend konventionell ist. Ansonsten präsentieren sich die vier Herren als deutlich dynamischere Wiedergeburt der 70er-KING CRIMSON und vor allem wieder als exzellente Musiker, darunter mit Tony Levin einer der besten Bassisten dieses Planeten, der auch lange Zeit Peter Gabriel begleitete.

Definitiv kein schlechter Einstieg, um diese Band kennen zu lernen, zumal es sich hier ganz generell um einen ausgezeichneten Livemitschnitt handelt. Oder man greift direkt zum imposanten Boxset "The 21st Century Guide To King Crimson Vol.

2", wo die Zeit von 1981 bis 2003 mit 65 Tracks abgearbeitet wird, davon knapp die Hälfte Liveaufnahmen, wo man dann auch auf Disc 2 zwölf Tracks von "Absent Lovers" wiederfindet. Auf Disc 1 gibt es zwölf Stücke der Alben "Discipline", "Beat" und "Three Of A Perfect Pair", plus sechs weitere Songs, drei davon komischerweise von der 2002er Platte "Happy With What You Have To Be Happy With".

Auf Disc 3 und 4 wird dann die Spätphase der Band verbraten, vor allem "THRAK" von 1995, wo sich die 80er-Besetzung reformierte und immer noch zu einem erstaunlich kraftvollen, innovativen Sound in der Lage war, gegen den etwa PINK FLOYD eher mal was für den Kuschelrock-Sampler waren, darunter das brillante, gut sechsminütige "Dinosaur".

Und auf Disc 4 tummeln sich dann Livetracks aus den Jahren 1994 bis 2003. Eigentlich eine schöne Sache, zumal das Boxset auch noch mit einem reichlich bebilderten Innenteil mit einer Art chronologischer Aufarbeitung wichtiger Eckdaten der Jahre 1981 bis 2003 aufwartet.

Allerdings muss man ganz klar feststellen, dass KING CRIMSON in den 90ern keine allzu spannende Band mehr waren und auf "THRAK" ihren Platten aus den 80ern nichts Essenzielles hinzufügen konnten.

Die 2003er Platte "The Power To Believe" ist dann eher mal etwas langweilig, da Fripp hier auch viel mit Ambient-Einflüssen arbeitet, aber keinesfalls schlecht und immer noch um Längen besser als vieles, was ehemals legendäre 70er-Rockbands in den 90ern produziert hatten.

Insofern macht es vielleicht doch eher Sinn, sich "Absent Lovers", "Discipline", "Beat" und "Three Of A Perfect Pair" einzeln und komplett zu besorgen, wo die Band noch mal einen wirklichen kreativen Höhepunkt erreichte, und auf die KING CRIMSON der 90er zu verzichten - das wäre zumindest meine Empfehlung.

Allerdings macht das Boxset natürlich alleine schon als Collector's Item was her ... (10/10 bzw. 07/10)